Afrikanische Schweinepest

Afrikanische Schweinepest (ASP)

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine schwerwiegende, hochansteckende und unheilbare Virusinfektion, die ausschließlich Schweine und Wildschweine befällt. Für den Menschen ist die Tierseuche ungefährlich.

 

Der Erreger der ASP ist das Asfivirus (African swine fever and related viruses) in der Virusfamilie der Asfarviridae/Asfarviren, wobei es sich bei dieser Virusfamilie um doppelsträngige DNA-Viren (dsDNA-Viren) der Baltimore-Gruppe 1* handelt.  Die Asfarviren zählen zu den Arboviren (Arthropode-borne Virus), welche wiederum eine Gruppe unterschiedlicher Viren darstellen, die von Gliederfüßlern, wie zum Beispiel Mücken und/oder Zecken, übertragen werden. Zu den Asfarviren gehören die GattungenAsfivirus (befällt Schweine) und Faustovirus (befällt Amöben).

Beim Asfivirus, das Schweine befällt, handelt es sich dementsprechend um ein behülltes dsDNA-Virus, dessen Genom Ähnlichkeiten mit dem Pockenvirus besitzt. Durch rezeptorvermittelte Endozytose werden die Viren in Zellen aufgenommen, wo die Viren ihr Genom ins Zytoplasma entlassen. Nach Integration in die Wirts-DNA beginnt circa sechs Stunden nach Infektion die Transkription viraler Gene. Die neu gebildeten Virionen verlassen die Zelle durch Knospung, also unter Mitnahme eines Teils der Zellmembran. Kommt es zur Virämie ((massives) Auftreten von Viren im Blut), kommt es zur Erkrankung des Tieres, infolgedessen es meist stirbt.

Aktuell treten nach einer Inkubationszeit von circa vier Tagen schwere, unspezifische Symptome auf, wie zum Beispiel hohes Fieber, Anorexie, respiratorische und gastrointestinale Symptome, Hautverfärbungen insbesondere bei Erregung, welche in der Regel binnen einer guten Woche zum Tod des betroffenen Tieres führen. Es gibt auch weniger virulente Isolate, die Infektionen mit sehr geringen Symptomen auslösen können. Ebenfalls werden chronische Infektionen beschrieben. Im Blut genesender Tiere lässt sich die Erbinformation des Virus noch sehr lange, bis zu mehreren Monaten, nachweisen.

* Die Baltimore-Klassifikation dient der Einteilung von Viren, da sich die Viren in der Form ihres Virusgenoms unterscheiden lassen. Jedes Virus besitzt Nukleinsäuren in Form von DNA oder RNA. Je nachdem, ob diese einzel- oder doppelsträngig vorliegt und je nachdem welche Polarität (keine, negativ oder positiv) das Genom aufweist, werden sieben Gruppen unterschieden. Bei der Baltimore-Gruppe 1 handelt es sich um doppelsträngige DNA-Viren.

Ursprünglich war der Asfarvirus in Afrika endemisch, wurde jedoch im Jahre 2007 vermutlich über den Schwarzmeerhafen von Poti nach Georgien eingeschleppt und hat sich seither über mehrere trans-kaukasische Länder ausgebreitet. 2014 drang es in die Europäische Union ein und grassiert derzeit im europäischen Raum in Lettland, Estland, Litauen, Bulgarien, Moldawien, Polen, Rumänien, Serbien, die Slowakei, die Ukraine und Ungarn. Über Polen, entlang der deutsch-polnischen Grenze hat die ASP im September 2020 auch Deutschland (Brandenburg und Sachsen) erreicht und dort ein erstes Wildschwein befallen.

Im August 2018 erreichte die Krankheit den größten Schweineproduzenten der Welt, China, und breitet sich nun in asiatischen Ländern aus. Ebenfalls betroffen waren Papua-Neuguinea und Indien im Jahr 2020. Auch in Amerika sind Ausbrüche bekannt.

In Afrika bilden Busch- und Warzenschweine sowie Lederzecken (Ornithodorus moubata) das Erregerreservoir, wobei diese Tiere in der Regel keine Krankheitssymptome aufweisen. Die Übertragung des Virus kann dann sowohl direkt über Tierkontakte als auch indirekt über Vektoren (Zecken) erfolgen und somit das Virus von Warzenschweinen in die Hausschweinepopulation eingetragen werden, wo es zur weiteren Verbreitung nicht mehr auf Vektoren angewiesen ist. Denn erkrankte Zuchtschweine verbreiten den Erreger nach Virämie durch ihre Ausscheidungen. Eine Verbreitung durch Tröpfcheninfektion findet nicht statt.

In mitteleuropäischen Ländern haben Zecken kaum eine Bedeutung für die Verbreitung. Hier ist die direkte Übertragung durch Kontakt zu infizierten Schweinen, tierischen Produkten, aber auch über kontaminierte Speiseabfälle möglich. Der Kontakt mit Blut ist der effizienteste Übertragungsweg, was bedeutet, dass ohne Blutkontakt die Ansteckung häufig nur moderat ist, so dass sich die Erkrankung nicht explosionsartig ausbreiten muss.

 

Eine Gefahr für den Menschen besteht nicht. Es ist keine artübergreifende Infektion möglich.

Eine Impfung und Therapie gegen die ASP gibt es aktuell nicht.

Die Afrikanische Schweinepest ist nach deutschem Recht eine anzeigepflichtige Tierseuche. In Österreich, der Schweiz und weiteren EU-Staaten ist die Erkrankung ebenfalls anzeigepflichtig. Bei Verdacht auf ASP kann durch das Veterinäramt die Tötung aller Tiere im betroffenen Betrieb veranlasst werden.

Die Rolle von Zecken und Insekten als potenzielle Virusträger wurde ebenfalls untersucht. Während Zecken in den letzten zehn Jahren nicht zur Ausbreitung des Virus in der EU beigetragen haben, ist die Bedeutung von Stechfliegen weiterhin unklar und erfordert weitere Forschung.

In einem Bericht der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) werden mehrere zentrale Aspekte zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) hervorgehoben.

Zäune können in Kombination mit Keulung, Entfernung von Tierkörpern und Straßeninfrastruktur wirksam zur Eindämmung der ASP bei Wildschweinen beitragen, wobei ihr Erfolg von einer rechtzeitigen Umsetzung, Anpassungsfähigkeit an veränderte epidemiologische Situationen und regelmäßiger Instandhaltung abhängt. Hinsichtlich der Straßeninfrastruktur können Zäune und Leitstrukturen dazu führen, dass Wildschweine weniger Zugang zu landwirtschaftlichen Gebieten haben. Des Weiteren können Straßensperren oder Zugangsbeschränkungen auf notwendige Transporte in betroffenen Gebieten die Ausbreitung vermindern, da die Gefahr der Verbreitung durch kontaminierte Fahrzeuge eingeschränkt wird. Natürliche Hindernisse wie Flüsse oder städtische Gebiete können ebenfalls die Bewegungsfreiheit von Wildschweinen einschränken.

Für Hausschweine sind strenge Biosicherheitsmaßnahmen essenziell, um eine Einschleppung des Virus zu verhindern. Dazu zählen die sichere Lagerung von Einstreumaterial, der Einsatz von Insektennetzen und die Vermeidung von Dungausbringung aus benachbarten Betrieben, insbesondere in von ASP betroffenen Gebieten. Die Anforderungen der SchHaltHygV sind einzuhalten. 

Zudem hängt das Risiko für den Eintrag der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Auslauf- und Freilandhaltungen stark von der Einhaltung hoher Biosicherheitsstandards und der Lage des Betriebs ab (Sperrzonen I bis III).

Zur Verringerung der Wildschweinpopulationen wurde die Anwendung von Immunkontrazeption untersucht. Es wird jedoch noch an einem sicheren und wirksamen oralen Impfstoff geforscht, wobei auch langfristige Umweltauswirkungen berücksichtigt werden müssen.