Amerikanische Faulbrut

Amerikanische Faulbrut (AFP)

Die Amerikanische Faulbrut (AFB) ist eine bakterielle Brutkrankheit der Honigbienen, an der die Larven innerhalb weniger Tage sterben. Erwachsene Bienen sind gegen den Erreger immun, können diesen jedoch übertragen. AFB ist eine meldepflichtige Tierseuche. 

Verursacher ist das sporenbildende, grampositive Bakterium Paenibacillus larvae. Ansteckend sind ausschließlich die extrem widerstandsfähigen Sporen, die über Jahrzehnte infektiös bleiben können. Bisher wurden fünf sogenannte ERIC-Genotypen (ERIC I–V) identifiziert, die alle krankheitserregend sind, sich jedoch in ihrer Aggressivität unterscheiden. Während ERIC III, IV und V meist nur in Laborsammlungen vorkommen, werden ERIC I und ERIC II weltweit regelmäßig in erkrankten Bienenvölkern nachgewiesen. ERIC I gilt als virulenter, weshalb Infektionen mit ERIC II häufig erst spät erkannt werden. 

Die bakterielle Erkrankung wurde bisher ausschließlich bei Honigbienen (Apis mellifera) festgestellt und betrifft ausschließlich deren Brut, da nur Larven infiziert werden können. Erwachsene Bienen sind gegen den Erreger immun, können diesen jedoch übertragen. 

Bakteriensporen sind Überdauerungsformen, die es Bakterien ermöglichen, selbst unter extremen Umweltbedingungen wie Hitze, Kälte, Trockenheit oder Nährstoffmangel zu überleben. Man unterscheidet verschiedene Typen, darunter Endosporen, Exosporen, Myxosporen und Zysten. Ihre robuste Struktur erlaubt es ihnen, über lange Zeiträume – teils über Jahre – inaktiv zu bleiben. Bei verbesserten Umweltbedingungen keimt die Spore aus: Die äußere Hülle wird aufgelöst, wodurch Wasser und Nährstoffe eindringen können und das Bakterium in ein aktives Entwicklungsstadium übergeht.

Die Amerikanische Faulbrut (AFB) ist nicht mit der Europäischen Faulbrut (EFB) zu verwechseln. Die EFB wird durch das Bakterium Melissococcus plutonius übertragen. Im Gegensatz zur AFB ist die EFB keine meldepflichtige Erkrankung.

Die Verbreitung der widerstandsfähigen Sporen erfolgt über verschiedene Wege – etwa durch unentdeckte infizierte Völker, verlassene Bienenstände oder importierten Honig. Erwachsene Bienen erkranken zwar nicht selbst, spielen jedoch eine zentrale Rolle bei der Weiterverbreitung der Sporen. 

Bienenlarven können sich kurz nach dem Schlupf infizieren, wenn sie die Sporen über das Futter aufnehmen. Die Sporen können auch durch „Räuberei“ infizierter Bienenvölker oder durch den Flug infizierter Fremdbienen („Verflug“) in ein Bienenvolk gelangen. Innerhalb des Volkes verbreiten sich die Sporen schnell durch Körperkontakt und den Austausch von Futter. Werden infizierte Bienenvölker umgesiedelt oder im Imkereibetrieb sporenbelastetes Futter beziehungsweise kontaminierte Gerätschaften verwendet, kann der Erreger auch vom Menschen weiterverbreitet werden. 

Die Aufnahme von Paenibacillus larvae-Sporen über das Futter führt zur Infektion der Larven. Besonders anfällig sind Maden im Alter von ein bis zwei Tagen. Bereits innerhalb von 24 Stunden entwickeln sich die Sporen im Mitteldarm zu stäbchenförmigen Bakterien, die sich in den folgenden ein bis vier Tagen rasant vermehren. Anschließend durchdringen sie lokal das Darmepithel, indem sie zwischen den Epithelzellen hindurchwandern und in großer Zahl in die Leibeshöhle eindringen. Dieser Prozess führt zum Absterben der Larve. Die Bakterien sporulieren anschließend, wobei bereits zu einem früheren Zeitpunkt der Infektion in geringem Maße Sporen gebildet werden können.

Der Erreger tötet die Bienenlarven meist noch vor der Verdeckelung der Brutzellen ab. Falls sie erst nach der Verdeckelung sterben – was bei Infektionen mit ERIC I häufiger vorkommt – bemerken dies die Ammenbienen oft nicht. In diesem Fall zersetzt P. larvae die Larven in der Zelle, sodass die Zelldeckel eingesunken und löchrig erscheinen, da die abgestorbenen Larven sich unter der Verdeckelung in eine breiige, kaffeebraune Masse verwandeln, aus der sich typischerweise Fäden ziehen (Streichholzprobe). Diese zähflüssige Substanz setzt sich im weiteren Verlauf in der unteren Zellrinne fest und bildet schließlich hartnäckige, schwarzbraune Reste, die sich nur schwer entfernen lassen. Bei Infektionen mit ERIC II sterben die Larven in der Regel bereits vor der Verdeckelung und werden von den Ammenbienen ausgeräumt, was ein lückenhaftes Brutnest zur Folge hat. Die Inkubationszeit kann je nach Infektionsdosis und Genotyp von wenigen Wochen bis zu mehreren Monaten variieren, wobei auch der Zustand des Bienenvolkes und deren Hygieneverhalten entscheidend sind.

Es besteht keine Gefahr für den Menschen. 

Die Amerikanische Faulbrut (AFB) ist eine meldepflichtige Tierseuche, deren Bekämpfung in der Bienenseuchenverordnung geregelt ist. Aufgrund der hohen Widerstandsfähigkeit und Langlebigkeit der Sporen gilt das gesamte Bienenvolk, einschließlich der Beute und aller verwendeten Gerätschaften, als potenziell infektiös. Bei Verdacht auf AFB dürfen keine Veränderungen am Bienenstand vorgenommen werden. Die wirksamste Bekämpfungsmaßnahme ist in der Regel das Verbrennen betroffener Völker. Alternativ kann das sogenannte Kunstschwarmverfahren angewendet werden: Dabei werden alle Waben vernichtet und die Bienen in neue oder gründlich desinfizierte Beuten überführt.