Maul- und Klauenseuche

Maul- und Klauenseuche

Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine hochansteckende, akut verlaufende, fieberhafte Viruserkrankung, die sich sehr schnell verbreitet. Sie kann alle Klauentiere wie Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Rot-, Reh- und Damwild befallen.

Das Maul- und Klauenseuche-Virus gehört taxonomisch zur Gruppe der Viren. Innerhalb der Klassifikation wird es dem Realm Riboviria und dem Reich Orthornavirae zugeordnet. Auf der nächsten Ebene gehört es zum Stamm Pisuviricota und zur Klasse Pisoniviricetes. Es wird weiter der Ordnung Picornavirales sowie der Familie Picornaviridae zugeordnet. Innerhalb dieser Familie gehört das Virus zur Gattung Aphthovirus und wird schließlich als spezifische Art Maul- und Klauenseuche-Virus klassifiziert.

Dabei handelt es sich um ein unbehülltes, kugelförmiges RNA-Virus mit einem Durchmesser von etwa 30 Nanometern. Es besitzt eine lineare Einzelstrang-RNA mit positiver Polarität (ssRNA(+)). Das Kapsid des Virus ist aus dicht gepackten Protomeren aufgebaut, die jeweils aus vier Polypeptiden (VP1 bis VP4) bestehen.

Das MKS-Virus weist insgesamt sieben Serotypen auf, innerhalb derer sich wiederum verschiedene Untertypen unterscheiden lassen. Der Serotyp A (FMDV-A) umfasst 32 Subtypen, während der Serotyp Asia 1 (FMDV-Asia1) 3 Subtypen aufweist. Der Serotyp C (FMDV-C) wird ohne weitere Subtypen angegeben. Der Serotyp O (FMDV-O) ist durch elf Subtypen charakterisiert, der Serotyp SAT 1 (FMDV-SAT1) umfasst sieben Subtypen, der Serotyp SAT 2 (FMDV-SAT2) drei Subtypen, und der Serotyp SAT 3 (FMDV-SAT3) schließlich vier Subtypen.

Das MKS-Virus kann viele Tierarten (Paarhufer und Schwielensohler) infizieren, unter anderem Haus- und Wildschweine, Rinder, Schafe, Ziegen, Büffel, Wildwiederkäuer, Giraffen, Kamele und Flusspferde sowie die nicht zu den Paarhufern zählenden Elefanten. In Rinderpopulationen führt die Krankheit zu nahezu 100 Prozent Morbidität, während die Mortalität mit zwei bis fünf Prozent vergleichsweise niedrig ist. 

Da das Virus sehr widerstandsfähig ist, kann es unter bestimmten klimatischen Bedingungen als Aerosol über mehrere Kilometer transportiert werden. Das MKS-Virus greift bevorzugt bestimmte Gewebearten an. Es befällt die Haut und Schleimhäute (Epitheliotropismus), die Skelett- und Herzmuskulatur (Myotropismus) sowie das Nervengewebe (Neurotropismus). Es wird über die Nase oder den Mund aufgenommen und vermehrt sich zunächst an der Eintrittstelle (Primäraphthe). 

Nach der Infektion bindet sich das Virus an die Zellen des Wirts und gelangt durch einen speziellen Aufnahmeprozess (Endozytose) in das Zellinnere. Dort öffnet sich eine Pore in der Zellmembran, durch die die Virus-RNA ins Zellplasma eindringt. Die Virusvermehrung findet in sogenannten Viroplasmen statt, in denen aus der ursprünglichen RNA eine neue, doppelte RNA gebildet wird. Diese dient als Vorlage für weitere virale RNA und Bausteine. Am Ende zerstört das Virus die Wirtszelle, wodurch neue Viren freigesetzt werden, die weitere Zellen infizieren.

Über das Blut gelangt das Virus zu Organen des lymphatischen Systems, insbesondere zur Milz und Leber. Im weiteren Verlauf breitet sich das Virus im Blut aus (Virämie) und führt zur Bildung von Sekundäraphthen, vor allem im Verdauungstrakt, an den Klauen (Kronsaum und Zwischenklauenspalte), am Euter und seltener an den Geschlechtsorganen. 

Häufig verläuft die Krankheit bei den meisten erwachsenen Tieren nicht tödlich, führt aber zu einem langanhaltenden Leistungsabfall. Bei Jungtieren können hohe Verluste durch Schädigung des Herzmuskels auftreten.

Das Virus ist in vielen Ländern Asiens, Afrikas, Südamerikas, des Mittleren Ostens und der Türkei endemisch. Dadurch besteht ein dauerhaftes Risiko der Einschleppung in seuchenfreie Länder, vor allem durch die illegale Einfuhr von Fleisch- und Milchprodukten aus betroffenen Regionen.

Die MKS wird am häufigsten durch direkten Kontakt zwischen infizierten und empfänglichen Tieren übertragen. Erkrankte Tiere scheiden das Virus in großen Mengen aus, insbesondere über die Flüssigkeit geplatzter Blasen, aber auch über Speichel, Milch, Kot und die Atemluft. Eine indirekte Ansteckung ist ebenfalls möglich und stellt ein hohes Risiko dar. Das Virus kann über kontaminiertes Futter, Gegenstände, Fahrzeuge oder auch Personen weiterverbreitet werden.

Für den Menschen stellt die MKS keine gesundheitliche Gefahr dar. Unter bestimmten ungünstigen Bedingungen, wie einer hohen Expositionsdosis, können MKS-Viren in äußerst seltenen Fällen auch Menschen infizieren. Betroffene entwickeln in der Regel lediglich milde Symptome, die sich durch lokale Hautausschläge an Händen, Unterarmen und im Gesicht äußern und rasch abklingen. Unter den heutigen hygienischen Standards besteht selbst im Fall einer Einschleppung der MKS nach Deutschland oder in benachbarte Länder kein Risiko für Menschen, die pasteurisierte Milch oder Milchprodukte konsumieren.

Nein, es besteht keine Gefahr für Haustiere. Hunde, Katzen und andere Haustiere können in der Regel nicht erkranken, aber das Virus weitertragen.

Die MKS unterliegt der Anzeigepflicht, und weltweit gelten strenge Vorschriften zur Prävention und Bekämpfung der Krankheit. 

Es gibt für bestimmte MKS-Viren geeignete Impfstoffe, welche sich in der MKS-Antigenbank Deutschland befinden. Diese MKS-Antigenbank wurde speziell für den Fall des Auftretens von MKS eingerichtet. Sie kann innerhalb weniger Tage nach Aktivierung durch die Bundesländer benötigte Impfstoffe herstellen. Es ist entscheidend einen genau abgestimmten Impfstoff zu verbreichen, da Impfstoffe gegen andere Serotypen die Tiere nicht schützen, deshalb ist es wichtig alle Klauentiere in der Umgebung der betroffenen Tierhaltung zu untersuchen, um die tatsächliche Ausbreitung des Geschehens zu kennen. Hiervon hängen die gegebenenfalls noch zu treffenden Maßnahmen ab und auch ob und wie ein Impfstoff zum Einsatz kommt.

Eine Behandlung erkrankter Tiere ist nicht möglich. Wird in einem Betrieb ein Fall von MKS festgestellt, müssen alle Klauentiere des Betriebs getötet und fachgerecht entsorgt werden. Oftmals betrifft dies auch Klauentiere in landwirtschaftlichen Betrieben der umliegenden Region. Zudem ist eine gründliche Desinfektion von Ställen, Fahrzeugen und Geräten zwingend erforderlich.