Tiergesundheit im Blick

Tierarzneimittel - Alles und alle sind miteinander verbunden

Vom Nashorn bis zur Biene: Jedes Tier sollte mit geprüften und für die Tierart zugelassenen Arzneimitteln, Impfstoffen und veterinärmedizintechnischen Produkten versorgt sein. Die knapp 60 pharmazeutischen Unternehmen in Deutschland, die auf Tiere spezialisiert sind, sorgen dafür, dass geeignete, oft in vielen Jahren erforschte Produkte auf den Markt kommen. Das nützt nicht nur den Tieren, sondern auch den Menschen und der Umwelt. Eine Einführung in die Welt der Tiermedizin – unter dem Blickwinkel des One-Health-Ansatzes.

Ihr BPIvet Team
 

Alles und alle hängen in den Ökosystemen der Erde miteinander zusammen. So betrachtet der One-Health-Ansatz die Gesundheit von Menschen, Tieren und Umwelt ganzheitlich. Ein fachübergreifendes Konzept also, von der lokalen über die nationale bis hin zur globalen Ebene. Besonders relevant in der Tiermedizin: Lebensmittelsicherheit gewährleisten sowie Antibiotikaresistenzen und Zoonosen bekämpfen. Denn 75 Prozent der neu auftretenden Infektionskrankheiten haben einen tierischen Ursprung.

Mit einem Wasserbüffel fing die Seuche an. Bei dem Tier wurde am 10. Januar dieses Jahres in Brandenburg die Maul- und Klauenseuche (MKS) festgestellt. Der erste Fall in Deutschland seit 1988. Es handelt sich um eine hochansteckende Virusinfektion von Klauentieren wie Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen, aber auch Zoo- und Wildtieren. Sie verbreitet sich mit rasanter Geschwindigkeit. Die betroffenen Tiere leiden meist unter Fieber, starken Schmerzen, Blasenbildungen im Maul- und Klauenbereich sowie der Euter- und Zitzenhaut. Sie fressen wenig oder gar nicht mehr, werden immer schwächer. „Diese Tierseuche ist nicht nur mit immensem Leid für die Tiere verbunden, sondern auch mit gravierenden wirtschaftlichen Folgen“, sagt Tierärztin Dr. Sandra Graf-Schiller, Vorsitzende der neuen Fachabteilung Tierarzneimittel „BPIvet“ und Geschäftsführerin der SaluVet GmbH. „Denn die Tiere dürfen nicht behandelt, sondern müssen getötet werden.“ Für den Menschen ist die weltweit verbreitete Seuche zwar ungefährlich, kann aber umgekehrt indirekt durch den Menschen über nicht gereinigte und desinfizierte Kleidung, Schuhe oder Hände auf Tiere übertragen werden. Weiteres aktuelles Beispiel für eine vom Tier auf den Menschen und umgekehrt übertragbare und global verbreitete Infektionskrankheit ist die Rindertuberkulose (TBC), die vor kurzem im Allgäu und jüngst im österreichischen Vorarlberg festgestellt wurde. „Ob nun das Rehwild die Rinder angesteckt hat oder umgekehrt oder ob es die Melker waren“, sagt Dr. Graf-Schiller, „das weiß man nicht. Da scheiden sich die Geister.“ 
 

„Gesundheit geht nur miteinander“

Die aktuell ausgebrochenen Tierseuchen sind nur zwei Beispiele dafür, wie eng die Gesundheit von Menschen, Tieren und Umwelt zusammenhängt. Alles und alle sind in den Ökosystemen der Erde miteinander verbunden. Entsprechend muss die Gesundheit von Menschen, Tieren und Umwelt ganzheitlich betrachtet werden. Dafür steht der One-Health-Ansatz, ein multidisziplinäres, also fachübergreifendes Konzept, das von der lokalen über die nationale bis hin zur weltumspannenden globalen Ebene reicht. „Wir können Gesundheit nicht auf ein einziges Wesen beschränken“, betont Dr. Sandra Graf-Schiller, „oder auf eine einzige Region. Gesundheit geht nur miteinander, und das international.“

Entsprechend definiert die World Health Organization (WHO) „One Health“ als einen Ansatz zur Gestaltung und Umsetzung von Programmen, politischen Entscheidungen, Rechtsvorschriften und Forschung, bei dem mehrere Disziplinen zusammenarbeiten, um für eine allumfassende Gesundheit zu sorgen. Weltweit sind mittlerweile zahlreiche One-Health-Initiativen entstanden, so zum Beispiel Anfang 2018 im „European Joint Programme (EJP)“, um nur eine zu nennen. EJP ist ein Netzwerk öffentlicher Institute, die Forschungen zu lebensmittelbedingten Zoonosen, antimikrobieller Resistenz und neu auftretenden Infektionsgefahren anstoßen. 
 

Viele Viren können auf Menschen überspringen

Als besonders relevant beim One-Health-Ansatz sehen die WHO und die zahlreichen Institutionen an, Zoonosen und Antibiotikaresistenzen zu bekämpfen sowie Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten. Zoonosen – das heißt zwischen Tieren und Menschen übertragbare Krankheiten – bedrohen sowohl die menschliche Gesundheit als auch die von Haus- und Wildtieren. 75 Prozent der neu auftretenden Infektionskrankheiten sind tierischen Ursprungs. Neue Forschungen zeigen, dass beispielsweise der Vorläufer des Corona-Virus, das COVID-19 auslöst, vermutlich schon seit 40 Jahren in Fledermäusen existierte und schon immer eine unentdeckte Infektionsgefahr für Menschen war. 

Wilde Tiere tragen Schätzungen zufolge 1,7 Millionen unbekannten Virenarten in sich. Viele können auf den Menschen überspringen. Dass es dabei zwischen den Spezies keine Grenzen gibt, zeigt auch die in den USA aufgeflammte Vogelgrippe, die weltweit bei Wildvögeln und Geflügel vorkommt und von Influenza-A-(H5N1)-Viren übertragen wird. Im März 2024 wurden in den USA erstmals Vogelgrippe-Infektionen bei Kühen nachgewiesen. Auch Menschen hatten sich infiziert, obwohl dies in der Regel selten vorkommt. „Das macht deutlich, wie entscheidend es ist, Zoonosen zu verhindern“, erklärt Dr. Graf-Schiller. 
 

Gezielt impfen und das Immunsystem flott machen

Eine weitere Bedrohung für Mensch und Umwelt ist die zunehmende Resistenz von krankmachenden Bakterien gegenüber Antibiotika. Im Fokus des One-Health-Ansatzes steht dabei, die Gabe von Antibiotika zu reduzieren. Das ist auch wichtig für die Lebensmittelsicherheit und den Verbraucherschutz wie sich bei Lebensmittel liefernden Tieren zeigt – also Tiere, deren Fleisch, Milch, Eier oder Honig wir konsumieren. Denn über rohe Tierprodukte können antibiotikaresistente Keime auf den Menschen gelangen. „Antibiotika müssen daher sehr überlegt und gezielt eingesetzt werden“, so die Expertin der neuen BPI-Fachabteilung „BPIvet“. Statt vermehrt Antibiotika einzusetzen, gilt es, zur Vorbeugung von Zoonosen das Immunsystem der Tiere mit Impfungen gezielt gegen bestimmte Erreger zu wappnen sowie die körpereigene Abwehr mit geeigneten Maßnahmen fit zu machen. 
 

Die Tiere nachhaltig behandeln

„Die Bestrebungen gehen außerdem dahin, Arzneimittel so umweltverträglich wie möglich zu entwickeln und herzustellen“, erklärt Dr. Graf-Schiller. So hinterlassen Arzneimittel, die aus Stoffen pflanzlichen, tierischen und mineralischen Ursprungs stammen, keine schädlichen Rückstände in der Umwelt. In der Veterinärmedizin könne man einen großen Beitrag leisten, so die BPI-Expertin, wenn man insgesamt weniger synthetische Medikamente einsetzen würde. So wendet man beispielsweise in der ganzheitlichen Tiermedizin, die den ganzen Organismus mit seinen Symptomen betrachtet, oftmals eine Kombination von synthetischen und sanfteren komplementärmedizinischen Medikamenten an. „In vielen Fällen kann man auch phytotherapeutische, homöopathische oder anthroposophische Arzneimittel verabreichen und so Resistenzen und eine Belastung der Umwelt vermeiden“, fügt sie hinzu.
 

Mit „BPIvet“ alle One-Health-Aspekte im Blick

Tierarzneimittel und veterinärmedizinische Produkte sind also nicht „nur“ wichtig für die Behandlung und Gesundheit von Tieren, sondern auch für Mensch und Umwelt. Die neu gegründete Fachabteilung „BPIvet“ des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI) vertritt entsprechend alle drei One-Health-Aspekte des Lebenszyklus von Tierarzneimitteln und veterinärmedizintechnischen Produkten: Tier, Mensch, Umwelt. Von der Forschung über die Zulassung, die Herstellung und Vermarktung bis hin zur Arzneimittelsicherheit und -recht sowie Umwelt und Nachhaltigkeit, und zwar auf nationaler und europäischer Ebene. Dr. Graf-Schiller bekräftigt: „Der BPI deckt als einziger Verband bundesweit das gesamte One-Health-Spektrum ab.“              

Tierärzte müssen alle versorgen: Vom Kanarienvogel bis hin zur Milchkuh werden alle Tiere mit den verschiedensten Indikationen ärztlich behandelt. Doch nicht nur das unterscheidet die Tier- von der Humanmedizin. Das Dispensierrecht erlaubt es praktizierenden Tierärztinnen und Tierärzten Tierarzneimittel direkt vom Hersteller oder Großhandel zu beziehen und an die Tierhalter abzugeben sowie im geregelten Rahmen selber herzustellen.

Mini-Schildkröten, Hunde und Katzen, Fische und Riesenschlangen bis hin zu Ziegen, Hühnern oder Rindern – wenn einer von ihnen krank ist, ist der Besuch einer Tierärztin oder eines Tierarztes angesagt. Einerseits sind mehr und mehr Spezialisten gefragt, nicht nur was Klein- und Großtiere oder spezielle Tiergruppen wie etwa Ziervögel, Fische, Reptilien oder Kleinsäuger angeht, sondern auch alle medizinischen Fachrichtungen wie Kardiologie, Dermatologie, Onkologie, Geriatrie, Naturheilverfahren oder Verhaltenstherapie zum Beispiel müssen abgedeckt sein. Andererseits können alle möglichen Tierarten unter Herzschwäche, Verdauungsproblemen, Krebserkrankungen, Infektionen, juckenden Ekzemen, Arthrose oder Angststörungen leiden. „Insbesondere auf dem Land steht eine tierärztliche Praxis vor enormen Anforderungen“, erklärt Prof. Dr. Jens Peters, Geschäftsführer der Fachabteilung Tierarzneimittel (BPIvet) im Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI). „Dort sind Tierärzte wahre Allrounder.“ 
 

Gesundheit des Verbrauchers im Fokus

Während sich bei Heimtieren oftmals eine enge emotionale Bindung zwischen Tier und Halterin bzw. Halter entwickelt, steht bei Nutztieren neben dem Wohl des Tieres der wirtschaftliche Aspekt im Vordergrund. Hier geht es in der Regel auch um eine umfassende tierärztliche Betreuung eines ganzen Tierbestandes, die Vorbeugung von Infektionskrankheiten spielt dabei eine wesentliche Rolle. Bei Lebensmittel liefernden Tieren steht auch immer die Gesundheit des Verbrauchers im Fokus. So müssen beispielsweise nach einer Antibiotikatherapie bestimmte Wartezeiten eingehalten werden, bevor ein Tier geschlachtet und das Fleisch an den Großhandel bzw. den Verbraucher verkauft wird. Das heißt, der praktizierende Tierarzt auf dem Land ist Experte für Tiergesundheit, Tierschutz und Lebensmittelsicherheit. Sein Ziel es ist – im Sinne von One Health – den Einsatz von Arzneimitteln zu minimieren und damit mögliche Rückstände und Resistenzen zu vermeiden. „Das Aufgabenfeld in der Veterinärmedizin ist wesentlich weiter gestreut als in der Humanmedizin“, so Prof. Peters.
 

Tierarztpraxen dürfen Arzneimittel direkt beziehen

Doch das ist nicht der einzige Unterschied. So ist eine Tierarztpraxis oder Tierklinik berechtigt, Tierarzneimittel direkt vom Hersteller oder Großhandel zu beziehen und an den Tierhalter abzugeben, im Gegensatz zur Humanmedizin, wo verschreibungspflichtige Arzneimittel ausschließlich über die Apotheke zu beziehen sind. Das sogenannte tierärztliche Dispensierrecht genehmigt außerdem, Tierarzneimittel im Rahmen selber herzustellen. „Das geschieht aber oftmals nur in Ausnahmen“, erklärt Prof. Peters. „Vieles steht als Fertigarzneimittel zur Verfügung oder die Apotheke übernimmt die Herstellung.“ 

Tierarzneimittel sind wie beim Menschen auch entweder verschreibungspflichtig oder nicht verschreibungspflichtig. Sie dürfen nur von einer Tierärztin oder einem Tierarzt verschrieben werden. Verschreibungspflichtige und nicht verschreibungspflichtige Tierarzneimittel sind in der Apotheke, freiverkäufliche auch in der Drogerie oder Zoohandlung erhältlich. Handelt es sich um Lebensmittel liefernde Tiere müssen nach der Gabe eines Tierarzneimittels festgelegte Wartezeiten bis zur Gewinnung des Lebensmittels eingehalten werden.

„Der Hund macht so viel Freude – das ist der letzte Posten, an dem ich sparen würde.“ Diesen Satz würden wohl viele Tierhalterinnen und Tierhalter unterschreiben. Dem tierischen Liebling soll es an nichts fehlen. So sind Herrchen und Frauchen auch bereit, tiefer in die Tasche zu greifen, wenn es um die Gesundheit ihres Vierbeiners geht.

Haustiere sind Teil der Familie, Seelentröster und treue Begleiter für den Menschen, das gilt vor allem für Hunde und Katzen, die beliebtesten Haustiere in Deutschland. Laut der Haustierstudie der Universität Göttingen von 2019 berichten die meisten Menschen, die einen Hund oder eine Katze halten, dass ihnen ihr Vierbeiner guttut und sich sogar positiv auf ihren gesundheitlichen Zustand auswirkt: Sie seien weniger gestresst, hätten einen niedrigeren Blutdruck und weniger Angst, fühlten sich weniger depressiv und seien insgesamt zufriedener.
 

Umsatz mit den meisten Tierarzneimitteln steigt

So nimmt auch das Wohlergehen des geliebten Tieres einen immer größeren Stellenwert ein. Der Umsatz von Tierarzneimitteln gegen Schmerzen, Verdauungsstörungen, Gelenkprobleme, Herz- oder Hauterkrankungen unter anderem hat sich von 2014 bis 2023 fast verdoppelt: von 241 Millionen Euro auf 426 Millionen Euro. „Dabei sind die Tierhalterinnen und Tierhalter auch bereit, mehr Geld für innovative Arzneimittel oder veterinärmedizintechnische Produkte auszugeben“, sagt Prof. Jens Peters, Geschäftsführer der Fachabteilung Tierarzneimittel (BPIvet) im Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) e.V. Trotz der Gebührensteigerungen durch die neue Gebührenordnung für Tierärzte gaben die meisten Tierbesitzerinnen und -besitzer an, ihre Tierarztbesuche nicht einzuschränken. Das besagt eine neue Haustier-Studie eines Marketingunternehmens im Auftrag verschiedener Firmen. Doch eine Zahnbehandlung, ein Magen-Darm-Virus oder eine Bindehautentzündung der Augen kann schnell ins Geld gehen. Und je älter die Tiere werden, desto mehr häufen sich die Tierarztbesuche und damit die Kosten. „Die Anzahl der abgeschlossenen Tierkrankenversicherungen steigt kontinuierlich“, berichtet Prof. Peters. 
 

Gesunde Nutztiere sichern den Lebensunterhalt

Neben den 34 Millionen Heimtieren leben in Deutschland rund 200 Millionen Nutztiere, wie Rinder, Schweine oder Geflügel. Auch Landwirtinnen und Landwirte haben ein großes Interesse daran, dass ihre Tiere gesund bleiben, da sie ihren Lebensunterhalt sichern. Und je gesünder die Kühe, Schafe, Schweine, Hühner, Ziegen, desto höher sind die Erträge und desto niedriger die Kosten für Behandlungen. „Die Erlöse eines landwirtschaftlichen Betriebs müssen alle Gesundheitskosten für die Tiere mit abdecken, Tierkrankenversicherungen gibt es in der Form wie für Kleintiere für Nutztiere nicht“, so Prof. Peters. „Allerdings springt in vielen Fällen die sogenannte Tierseuchenkasse ein, wenn durch bestimmte Infektionen, wie die Schweinepest zum Beispiel, Ausfälle zu verzeichnen sind.“ Für die gute Gesundheitsversorgung im Nutztierbereich sprechen in Bezug auf Antibiotika, dass die Umsätze zurückgehen: Von 2011 bis 2023 sind die Absätze mit antimikrobiell wirksamen Tierarzneimittel um 68 Prozent gesunken. Damit werden Resistenzen verringert – eine gute Nachricht für Tier, Mensch und Umwelt.

Rund acht Prozent des Gesamtumsatzes geben pharmazeutische Unternehmen für die Forschung zu neuen Tierarzneimitteln  aus. Es kann schon einmal bis zu zehn Jahre dauern, bis ein Wirkstoff nach seiner Entdeckung auf den Markt kommt. Jedes Jahr gibt es Zulassungen für neue Wirkstoffe, aber auch altbewährte Wirkstoffe werden weiterentwickelt. Damit schließen sich immer mehr Therapielücken.Und auch in der Tiermedizin kommen bio- und gentechnologische Verfahren zum Einsatz. 
 

Wenn Hunde Angst haben: Neue Wirkstoffe

Hunde zittern vor Angst manchmal am ganzen Leib, weil ihnen an Silvester die Knallgeräusche zu schaffen machen oder sie in die Transportbox für einen Flug verfrachtet werden müssen. Ein im Jahr 2024 neu zugelassenes Arzneimittel mit dem Wirkstoff Tasipimidin kann sie ziemlich schnell beruhigen. Ein weiteres Problem: Wenn Hunde nicht gerade riesige Angst haben, schnüffeln, lecken, probieren sie viel – da kann es schon mal passieren, dass sie zum Beispiel ein Spielzeug verschlucken oder sich sogar vergiften. Im Jahr 2023 ist ein neues Arzneimittel zugelassen worden, das ihnen das Erbrechen erleichtert. Dies dient dazu, den Giftstoff wieder aus dem Körper zu befördern, bevor er dort noch größeren Schaden anrichten kann. Günstig ist dabei die Darreichungsform: Der Wirkstoff Ropinirol wird dabei in die Augen getropft, was weniger belastend ist als eine Injektion mit einer Spritze. 

Nicht nur Menschen, auch Katzen werden älter und können einen Diabetes entwickeln. Im Jahr 2024 ist ein erstes Antidiabetikum für Katzen zugelassen worden, das nicht gespritzt werden muss, sondern oral aufgenommen wird. „Weil Katzen keine Tabletten mögen, ist das Arzneimittel mit dem Wirkstoff Velagliflozin in Form einer flüssigen Lösung erhältlich“, berichtet Dr. Ilka Emmerich, Vorsitzende des Ausschusses für Arzneimittel- und Futtermittelrecht der Bundestierärztekammer. „Mit Hilfe der mitgelieferten Dosierspritze wird es der Katze direkt ins Maul oder sonst ins Nassfutter gegeben.“
 

Bienen behandeln: Neue Darreichungsformen

Die Varroa-Milbe gilt als einer der schlimmsten Feinde der Honigbiene. Die befallene Bienenbrut zeigt Entwicklungsstörungen und das unbehandelte Bienenvolk stirbt spätestens nach drei Jahren. „Durch die Globalisierung hat sich die Varroa-Milbe, die ursprünglich aus Asien kommt, leider in Europa endemisch bei den Bienenvölkern ausgebreitet“, berichtet Tierärztin Dr. Emmerich, die eine Zusatzqualifikation für die Behandlung von Bienen innehat und an der Universität Leipzig Bienenvölker betreut. „Man kann die Varroa-Milbe nicht vollständig bekämpfen, aber den Infektionsdruck so abmildern, dass die Bienen damit klarkommen“, so Dr. Emmerich. Im Jahr 2023 ist ein neues Arzneimittel zugelassen worden, bei dem der pulverförmige Wirkstoff (Oxalsäuredihydrat), der die Milben abtötet, verdampft wird. „Die Dämpfe verteilen sich im Bienenstock, dafür muss man den Stock nicht aufmachen wie beim Sprühen oder Träufeln. Das ist für die Tiere entspannter“, berichtet Bienenexpertin Dr. Emmerich.
 

Leckerli und Spot-on: tiergerechte Anwendung 

Honigbienen im Bienenstock oder Fische im Aquarium kann man nicht einzeln behandeln. Und viele Tiere können oder wollen keine Tabletten schlucken. Pharmazeutische Unternehmen tüfteln deshalb an Darreichungsformen, die der jeweiligen Tierart gerecht werden. Wie der gesamte Bienenstock das parasitenbekämpfende Arzneimittel zum Beispiel über Verdampfung bekommt, erhalten die Fische im Aquarium ein Narkosemittel über das Wasser. Das Arzneimittel muss also pharmazeutisch so hergestellt sein, dass es über diese Darreichungsform wirkt. Hunde und Katzen mögen spezielle Kautabletten, die mit entsprechendem Fleischgeschmack als Leckerli verspeist werden. Arzneimittel gegen Zecken und Flöhe und andere Parasiten werden häufig als sogenanntes Spot-on verabreicht – abgeleitet von dem englischen Verb „to spot“, was träufeln bedeutet. Das Antiparasitikum wird dabei meistens in den Nacken getropft – dort können die Tiere es nicht ablecken –, und von da aus verbreitet sich der Wirkstoff auf der Haut oder durch die Haut im Körper.
 

Monoklonale Antikörper und Stammzellen

Inzwischen sind auch sogenannte monoklonale Antikörper in Kleintierpraxen gefragt. Das sind gentechnisch hergestellte, künstlich vermehrte Antikörper, um Krankheitserreger, Tumorzellen oder Giftstoffe zu binden und unschädlich zu machen. „Der erste monoklonale Antikörper für Tiere wurde in Deutschland 2017 zugelassen, und zwar gegen atopische Dermatitis beim Hund: eine chronische, juckende Entzündung der Haut, die allergisch bedingt ist“, berichtet Tierärztin Dr. Emmerich. In Studien hat sich gezeigt, dass sich bei drei Viertel der Vierbeiner die Symptome um mehr als 50 Prozent verbessern. Der Juckreiz hört auf, und damit auch das Kratzen, Scheuern, Benagen und Lecken. Inzwischen sind noch zwei weitere Therapien mit monoklonalen Antikörpern für Hunde und Katzen zugelassen, die unter Arthrose-bedingten Schmerzen leiden. Alle drei Arzneimittel werden als Injektionslösung gespritzt.

Wenn Hund oder Pferd lahmen, weil sie unter Arthrose leiden oder Gelenke und Sehnen entzündet sind, blieb bisher oft nur, lebenslang schmerzlindernde Arzneimittel zu geben. Inzwischen kommen auch Therapien mit Stammzellen zum Einsatz. Stammzellen können sich in verschiedene Zelltypen des Körpers entwickeln und befinden sich in zahlreichen Geweben. Der Körper kann auf diesen Vorrat zurückgreifen, wenn abgestorbene oder verletzte Zellen ersetzt werden müssen. „Eine Therapie mit Stammzellen nutzt diese körpereigenen Reparaturmechanismen und besteht aus nur einer einmaligen Injektion“, erklärt Dr. Emmerich. Im Jahr 2022 kam ein Stammzellen-Produkt auf den Markt, das Heilung bei einer Sehnen- und Fesselträgerverletzung beim Pferd verspricht. Im gleichen Jahr ist ein Produkt zugelassen worden für Hunde mit Osteoarthritis. Bereits 2019 wurde ein erstes Stammzellen-Präparat zugelassen für Pferde mit einer Gelenkentzündung.
 

Gene umschreiben, austauschen, abschalten 

Grundlagenforschung zu Gentherapien bei Tieren ist bisher noch rar. Ein Traum für Landwirte scheint aber in absehbarer Zeit zumindest in den USA in Erfüllung zu gehen: Dass ihre Schweine immun sind gegen die Schweinepest, die weltweit bedeutendste Schweinekrankheit. Forschende haben es geschafft, mit Hilfe der „Genschere“ das Gen für ein bestimmtes Protein, das als Einstiegspforte für das Virus dient, abzuschalten. 

Mit Hilfe der „Genschere“ können ganz gezielt einzelne DNA-Bausteine im Erbgut eines Tieres oder Menschen umgeschrieben, abgeschaltet oder ausgetauscht werden. Wären Schweine gegen die Schweinepest, Hühner gegen die Vogelgrippe, Rinder gegen Euterentzündung und Tuberkulose immun, müssten die Tiere gegebenenfalls nicht getötet werden, bei bakteriellen Infektionen könnte man Antibiotika einsparen und das Risiko für eine Übertragung auf den Menschen würde sinken. Vorausgesetzt natürlich, Nutzen und Risiken dieser Gentherapien sind ausreichend geprüft.

Bei Haustieren wurde bereits 2010 in den USA ein erster gentherapeutischer Krebsimpfstoff für Hunde mit einem bösartigen Hautkrebs (malignes Melanom) im Maul zugelassen. Durch das mit einer Spritze eingeschleuste Gen produziert der Körper des Hundes ein bestimmtes Protein selber, das das Immunsystem so trainieren und stimulieren soll, dass es gezielt die Krebszellen attackiert. Ein ähnlich funktionierender gentherapeutischer Impfstoff gegen Krebs wurde 2013 in Europa zugelassen, in diesem Fall für Katzen, die an einem Fibrosarkom erkrankt sind – bei Katzen ein häufig auftretender Hauttumor. Eine Gentherapie zum Beispiel für Hunde mit Epilepsie oder chronischen Schmerzen ­­– das ist zwar noch Zukunftsmusik, aber es gibt pharmazeutische Unternehmen, die zusammen mit wissenschaftlichen Einrichtungen an einer Gentherapie gegen diese Krankheitsbilder forschen. 

Akupunktur, TCM oder Homöopathie: In der ganzheitlichen Tiermedizin kann die gesamte Palette der sogenannten komplementären Therapieverfahren und Arzneimittel hinzugezogen werden. Bei leichteren oder auch manchen chronischen Erkrankungen helfen zum Beispiel pflanzliche Tierarzneimittel. Durch die antibakterielle Wirkung etlicher Pflanzenstoffe lässt sich sogar der Einsatz von synthetisch hergestellten Antibiotika verringern.

„Die ganzheitliche Tiermedizin betrachtet den gesamten Organismus mit all seinen Symptomen und nicht nur einen Teil des Körpers“, sagt Tierärztin Dr. Graf-Schiller, Vorstandsvorsitzende der Fachabteilung Tierarzneimittel (BPIvet) und Geschäftsführerin der SaluVet GmbH. Bei psychosomatischen Aspekten von Haustieren komme noch die Besitzerin oder der Besitzer zum Gesamtbild hinzu. Denn oftmals müsse ein Tier Menschenersatz sein, was es gar nicht leisten könne und somit überfordert sei. In der ganzheitlichen Tiermedizin kann die gesamte Palette der sogenannten komplementären Therapieverfahren und Arzneimitteln hinzugezogen werden. Zu den ganzheitlichen Verfahren zählen zum Beispiel Akupunktur, Anthroposophische Tiermedizin, Biologische Medizin, Energetik, Ernährung, Homöopathie, Osteopathie und Physiotherapie, Phytotherapie, Präventive Tiermedizin und Traditionelle Chinesische Medizin (TCM). Komplementär heißen sie deswegen, weil sie häufig ergänzend zu herkömmlichen schulmedizinischen Therapien und/oder Medikamenten eingesetzt werden können. „Wir dürfen nie ‚entweder oder‘ denken“, sagt Dr. Graf-Schiller. „Wir benötigen alle Behandlungsformen, die bei jedem Patienten je nach Beschwerdebild individuell und im Sinne einer integrativen Medizin Anwendung finden können.“ 
 

Antibiotika vermeiden mit pflanzlichen Arzneimitteln 

Komplementäre Behandlungen können je nach Krankheitsstadium eingesetzt werden. Es müsse allerdings genau abgewogen werden, ob diese noch vertretbar seien oder ein Antibiotikum, Cortison oder ein starkes Schmerzmittel gegeben werden müsse, so die BPIvet-Expertin. „Es kommt auf den richtigen Zeitpunkt an.“ Bei Erkrankungen der Atemwege kann man im frühen Stadium zum Beispiel ätherische Öle oder Efeuextrakte zur Schleimlösung geben. Leidet das Tier jedoch unter Atemnot, muss der Tierarzt sofort ein Antibiotikum verabreichen. Leichte Blasenentzündungen lassen sich etwa mit pflanzlichen Extrakten von Senfölen aus der Meerrettichwurzel und/oder Kapuzinerkresse behandeln. Ergänzend kann Nieren-/Blasentee verabreicht werden. Mithilfe der antibakteriellen Wirkung der Pflanzenstoffe lässt sich der Einsatz von synthetisch hergestellten Antibiotika verringern. Das spielt gerade im Hinblick auf die Antibiotika-Resistenzen eine große Rolle. Auch eine chronische Erkrankung wie zum Beispiel Arthrose, die eher bei Haustieren auftritt, lässt sich gut mit Weidenrinden- und/oder Teufelskrallen-Extrakten behandeln, die entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken. Bei schwerwiegenden Erkrankungen dagegen, wie zum Beispiel Knochenbrüchen oder akut lebensbedrohlichen Krankheitsstadien mit hohem Fieber, einer Lungenentzündung oder einer sich anbahnenden Blutvergiftung haben die komplementären Arzneimittel ihre Grenze erreicht. „Die Abwägung, welche Therapie notwendig ist und wann welches Arzneimittel gegeben wird, kann nur ein Apotheker oder eine Tierärztin vornehmen“, betont Dr. Graf-Schiller. „Nur sie haben das Fachwissen.“ 

Eine kranke Ziege, ein kranker Fisch? Was tun, wenn es kein passendes Tierarzneimittel gibt? Über Therapienotstände, Umwidmung und Umwidmungskaskaden berichtet Dr. med. vet. Ilka Emmerich, Vorsitzende des Ausschusses für Arzneimittel- und Futtermittelrecht der Bundestierärztekammer. Die Fachtierärztin für Pharmakologie und Toxikologie betreut an der Universität Leipzig den Veterinärmedizinischen Informationsdienst für Arzneimittelanwendung, Toxikologie und Arzneimittelrecht VETIDATA, der auch eine Datenbank für Tierarzneimittel beinhaltet.
 

Tierarzneimittel sind immer nur für einzelne Tierarten zugelassen. Gibt es denn genügend Arzneimittel für alle Haus-, Nutz- und Zootiere? 

Grundsätzlich sind Tiere in Deutschland gut mit Arzneimitteln versorgt. Allerdings ist die Versorgungssituation je nach Tierart sehr unterschiedlich. Für wirtschaftlich bedeutende Tierarten wie Hund, Katze, Rind, Schwein oder Huhn gibt es genügend Arzneimittel. Auch beim Fleischschaf zum Beispiel sieht die Lage noch gut aus, bei der Ziege, insbesondere der milchliefernden, wird es dann schon problematisch. Für Alpaka und Lama gibt es keine einzige Zulassung, das heißt, wir befinden uns bei der Pharmakotherapie immer im Umwidmungstatbestand. Für der Lebensmittelgewinnung dienende Fische – also Fische, die wir essen – ist in Deutschland nur ein einziges Arzneimittel zugelassen, und zwar für eine bakterielle Erkrankung der Forellenbrut.
 

Was können Tierärztinnen und Tierärzte denn tun bei einem Therapienotstand? Könnten sie nicht auf ein Humanarzneimittel mit der entsprechenden Indikation zurückgreifen?

Um die Sicherheit für die jeweilige Tierart zu erhöhen, den Verbraucherschutz zu verbessern und den EU-Binnenmarkt zu harmonisieren, dürfen Tierärztinnen und Tierärzte nicht einfach ein Humanarzneimittel verabreichen. Mit der neuen Gesetzgebung ist vorgeschrieben, dass sie zunächst in anderen EU-Mitgliedsstaaten und Staaten des Europäischen Wirtschaftsraums suchen müssen, ob ein passendes Tierarzneimittel zugelassen ist. Was die der Lebensmittelgewinnung dienenden Fische angeht, ist beispielsweise Norwegen besser als Deutschland aufgestellt. Es gibt mehr Zulassungen für Fisch-Arzneimittel, weil Fische dort eine größere wirtschaftliche Rolle spielen. In Deutschland mangelt es auch manchmal an Augenpräparaten für Hund, Katze, Pferd. Da lohnt es sich, beispielsweise nach Portugal zu schauen, wo es viele augenmedizinische Zulassungen für Tiere gibt. Mit dem neuen Tierarzneimittelrecht ist es für Tierärzte leichter, diese Präparate innergemeinschaftlich zu verbringen, also zu bestellen.
 

Mit der neuen Gesetzgebung kann man nun leichter Tierarzneimittel im Ausland bestellen – die sogenannte „Umwidmung“ ist damit flexibler geworden. Was genau ist unter „Umwidmung“ zu verstehen?

Eine Umwidmung kommt dann zum Zug, wenn in Deutschland kein Tierarzneimittel für die beanspruchte Tierart und die fragliche Indikation auf dem Markt verfügbar ist. In diesem Fall schreibt die sogenannte Umwidmungskaskade in aufeinander aufbauenden Schritten das Vorgehen ungefähr so vor: Die Suche im EU-Ausland nach einem Tierarzneimittel, das für dieselbe oder eine andere Tierart für dasselbe oder ein anderes Anwendungsgebiet zugelassen ist, ist der erste Schritt. Erst wenn sich kein passendes Tierarzneimittel in Deutschland oder einem anderen Land der EU oder des Europäischen Wirtschaftsraums findet, dürfen Tierärztinnen und Tierärzte auf Humanarzneimittel zurückgreifen. 
 

Und die nächsten Schritte?

Wenn das Therapieziel nicht durch die Anwendung eines Fertigarzneimittels erreicht werden kann, dürfen Tierarzt oder Apotheke auch ein Rezeptur-Tierarzneimittel selber zubereiten. In einem letzten Schritt kann ein Tierarzneimittel, das für Tierart und Indikation in einem Drittland, also Nicht-EU-Land, zugelassen ist, von dort bezogen werden. In den allermeisten Fällen können über eine Umwidmung Therapielücken geschlossen werden, sodass kein Therapienotstand entsteht. 
 

Gibt es denn auch echte Therapienotstände?

Es gibt nur ganz wenige Fälle, wo nicht therapeutisch behandelt werden kann. So zum Beispiel bei der Schwarzkopfkrankheit der Pute. Das ist eine ansteckende Leber- und Blinddarmentzündung, die durch Histomonaden verursacht wird und nicht therapierbar ist, weil alle wirksamen Stoffe zum Schutz der Verbraucher verboten sind. Bisher gab es auch eine Therapielücke bei der tödlichen Bauchfellentzündung der Katze, medizinisch feline infektiöse Peritonitis, kurz FIP genannt. Der Wirkstoff Remdesivir könnte die Infektionskrankheit bekämpfen, steht aber für die tierärztliche Anwendung nicht zur Verfügung. Nun hat sich eine Apotheke in Frankreich gefunden, die den Hauptmetaboliten des Medikaments – also eine Zwischenstufe des ursprünglichen Wirkstoffes – als Paste oder Suspension selbst zubereitet, wenn ein tierärztliches Rezept vorliegt, und deutsche Tierhalter damit beliefert. Also auch die Anfertigung eines Rezeptur-Arzneimittels kann eine Lösung sein.
 

Es ist sicherlich nicht so einfach für Tierärztinnen und Tierärzte, sich durch eine solche Umwidmungskaskade durchzuarbeiten. 

Das stimmt. Um eine Umwidmung einfacher zu gestalten und schneller ein passendes Arzneimittel zu finden, hat die Universität Leipzig in Kooperation mit der Zulassungsbehörde, dem Bundesinstitut für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, den Veterinärmedizinischen Informationsdienst für Arzneimittelanwendung, Toxikologie und Arzneimittelrecht, kurz VETIDATA, ins Leben gerufen. VETIDATA enthält auch eine Tierarzneimitteldatenbank, die Tierärztinnen und Tierärzte durchsuchen und so den Tierarzneimittelmarkt besser überblicken können, während sie vorher die Kataloge der einzelnen pharmazeutischen Firmen wälzen mussten. Wir bilden aber nur den deutschen Tierarzneimittel-Markt ab – mit einigen Ausnahmen. So findet sich in der Datenbank auch ein Betäubungsmittel für große Zootiere, das aus Südafrika bezogen werden kann. Damit kann dann beispielsweise auch ein tonnenschweres Nashorn für einen Eingriff ruhiggestellt werden.

Weitere Informationen:
Veterinärmedizinischer Informationsdienst für Arzneimittelanwendung, Toxikologie und Arzneimittelrechtwww.vetidata.de
info@vetidata.de
Service-Rufnummer: 0180 5009119

Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) gibt regelmäßig aktualisierte Empfehlungen für den Einsatz von Impfstoffen in der Tiermedizin heraus. Der Erfolg des Impfens zeigt sich darin, das schwere Infektionskrankheiten seltener auftreten. Neben Impfstoffen zur aktiven und passiven Immunisierung lässt sich mit Immunmodulatoren auch das körpereigene Abwehrsystem aktivieren. Die Zukunft liegt bei den sogenannten RNA-Impfstoffen, die schnell an neue Erreger angepasst werden können. 

„Die Impfung ist eine wichtige und wirksame Prophylaxe gegen Infektionskrankheiten“, sagt Prof. Dr. Jens Peters, Geschäftsführer der Fachabteilung Tierarzneimittel (BPIvet) im Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI). „Mit gezielten Impfstrategien kann man Krankheiten sogar ausrotten“, betont Prof. Dr. Peters. Das gilt sowohl für Hund,Katze und andere Klein- und Heimtiere als auch für landwirtschaftliche Nutztiere wie etwa Pferde, Rinder und kleine Wiederkäuer oder Schweine. So konnte z. B. die Rinderpest mit einer weltweit koordinierten Impfstrategie, mit Keulung – so nennt man das systematische Töten von Tieren – und einer Überwachungskampagne getilgt werden.

Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) gibt regelmäßig aktualisierte Empfehlungen für den Einsatz von Impfstoffen in der Tiermedizin heraus. Hunde beispielsweise sollten nach der „Leitlinie zur Impfung von Kleintieren“ von der StIKo Vet in Deutschland grundsätzlich gegen die auch für Menschen gefährliche Leptospirose, die hochansteckende Parvovirose und ebenfalls sehr ansteckende und vielfach tödlich verlaufende Staupe geimpft werden. Diese sogenannten Core-Impfungen schützen die Tiere zu jeder Zeit vor bestimmten schweren Krankheiten. Verantwortungsvollen Tierhalter ist zudem geraten, mit der Tierärztin oder dem Tierarzt zu besprechen, welche weiteren Non-Core-Impfungen – das sind Impfungen, die nicht für jedes Tier immer gleich wichtig sind – für ihr Tier sinnvoll sind. „Tollwut etwa wird hierzulande seit einiger Zeit nicht mehr als Core-Impfung, also als unbedingt notwendig, angesehen, bei Reisen ins Ausland bleibt sie allerdings zwingend vorgeschrieben“, erklärt BPIvet-Geschäftsführer Prof. Dr. Peters.
 

Mindestens 70 Prozent der Tiere müssen geimpft sein

Die gute Nachricht ist: Aufgrund des guten Impfverhaltens treten viele schwere Infektionskrankheiten wie die Staupe beim Hund inzwischen sehr selten auf. Die weniger gute Botschaft: Durch den Impferfolg lässt das Bewusstsein bei den Haltern dafür, sein Tier gegen inzwischen unbekannte Krankheiten schützen zu müssen, nach. Das ist der Grund dafür, dass Staupe, Parvovirose oder Leptospirose immer wieder aufflammen. Damit sich Infektionskrankheiten nicht zu einer Epidemie entwickeln, müssen in jeder Tierpopulation allerdings mindestens 70 Prozent der Tiere geimpft sein. In Deutschland jedoch hat nur noch die Hälfte aller Hunde und ein Drittel der Katzen einen ausreichenden Impfschutz. 
 

Aktive Impfung bietet langfristigen Schutz

Bricht eine Seuche unter Nutztieren aus, ist dies nicht nur mit viel Leid für die Tiere verbunden, sondern geht auch mit einem mitunter erheblichen Schaden für die Tierhalter einher. Deswegen sind Impfungen essenziell, um Krankheiten und die Ausbreitung von Erregern zu verhindern, sowohl innerhalb von Tierbeständen als auch zwischen den Arten – sowie auf den Menschen. Impfen schützt Tier und Mensch. Die damit notwendigen immunologischen Tierarzneimittel sind Impfstoffe zur aktiven Immunisierung gegen Injektionskrankheiten, Immunseren zur passiven Immunisierung und Immunmodulatoren.

Bei einer aktiven Impfung wird ein geschwächter und unschädlich gemachter Krankheitserreger (Lebendimpfstoffe) oder inaktivierte oder Teile davon (Totimpfstoffe) appliziert, um das körpereigene Abwehrsystem anzuregen, sogenannte Antigene und Abwehrzellen wie Gedächtniszellen zu bilden. Ziel ist es, einen langfristigen Schutz gegen Krankheitserreger aufzubauen. Bis der Schutz eintritt, kann es allerdings Tage oder Wochen dauern. Neben der Injektion gibt es auch Impfstoffe, die in die Augen getropft, als grobes Spray gleichmäßig über die Tiere ausgebracht oder über das Trinkwasser und Futter gegeben werden.
 

Passiver Schutz von Neugeborenen durch aktive Immunisierung tragender Tiere

Schneller wirkt eine passive Immunisierung mittels Impfseren, bei der eine hohe Konzentration von fertigen Antikörpern verabreicht wird. „Diese spielen in der Tiermedizin eine eher untergeordnete Rolle“, erklärt Dr. Ilka Emmerich, Fachtierärztin für Pharmakologie und Toxikologie vom Veterinärmedizinischen Informationsdienst für Arzneimittelanwendung, Toxikologie und Arzneimittelrecht (VEDIDATA) an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig. „Ein passiver Schutz von neugeborenen Tieren kann auch durch eine aktive Immunisierung tragender Tiere, der sogenannten Mutterschutzimpfung, erreicht werden.“ So können beispielsweise Kälber eine gewisse Zeit gegen Rota- und Coronaviren sowie den bekannten Kolibakterien Escherichia coli oder Kryptosporidien, eine Gattung einzelliger Parasiten, geschützt werden, wenn man die tragenden Färsen und Kühe zwölf bis drei Wochen vor dem Geburtstermin impft. Die Muttertiere geben dann die in ihrem Immunsystem gebildeten Abwehrstoffe gegen die Durchfallerreger in hoher Konzentration im Kolostrum, wie man die Erstmilch bei Säugetieren nennt, weiter. Das ist wichtig, weil Neugeborenen-Durchfall hohe Kälberverluste verursacht und die Tiere für weitere Erkrankungen schwächt.
 

Das Immunsystem aktivieren

„Immunmodulatoren stoßen das Immunsystem an“, erklärt Prof. Dr. Jens Peters, BPIvet-Geschäftsführer. „Sie geben den Impuls und die notwendige Aktivierung, dass das gesamte Abwehrsystem hochgefahren wird und machen es so widerstandsfähiger gegen Krankheitskeime, oder bestimmte nichtinfektiöse Erkrankungen.“ Der für Hunde, Katzen, Pferde, Rinder und Schweine zugelassene Immunmodulator zur Injektion enthält zum Beispiel inaktivierte Schafpockenviren und wirkt unspezifisch gegen infektiöse oder stressinduzierte Erkrankungen. 
 

Notfallzulassungen gegen Blauzungenkrankheit (BT)

Trotz zahlreicher zugelassener Impfstoffe werden beispielsweise durch neue Erregervarianten immer wieder Neuzulassungen und Innovationen erforderlich. So war jüngst eine Notfallzulassung für drei neue Impfstoffe gegen die Blauzungenkrankheit (Bluetongue disease, BT) notwendig. Die Infektion mit dem Virus des Serotyps-3 (BTV-3) breitete sich seit Oktober 2023 rasant in Deutschland und benachbarten EU-Mitgliedstaaten aus. Serotypen sind Varianten, die jeweils durch spezifische Oberflächenproteine einen eigenen „Fingerabdruck“ des Erregers markieren. Für die Blauzungenkrankheit empfängliche Tiere, insbesondere Rinder und Schafe, erkranken unterschiedlich schwer bis hin zu Todesfällen. Die für den Menschen ungefährliche Erkrankung wird durch kleine blutsaugende Mücken übertragen. Da in Europa bislang kein zugelassener Impfstoff gegen die Blauzungenkrankheit Serotyp-3 zur Verfügung stand, wurden mithilfe einer Eilverordnung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) drei vom Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) benannten aktiven Impfstoffe notzugelassen, um eine Ausbreitung der Seuche zu verhindern. „Zwei der Impfstoffe sind Ende 2024 regulär in der EU zugelassen worden“, sagt die Fachtierärztin Dr. Ilka Emmerich von der Universität Leipzig. 
 

Weitere neue Impfstoffe zugelassen

Neben dem Impfstoff gegen Kryptosporidien (siehe oben) wurde 2023 erstmals für Kälber ab einem Alter von einer Woche ein Impfstoff gegen den Erreger Mycoplasma bovis, gegen den es bislang keinen Impfstoff gab, zugelassen. Er enthält den abgeschwächten Erreger für eine aktive Immunisierung und ist seit 2024 in Deutschland im Handel. Eine Ansteckung mit Mycoplasma bovis kann bei Kälbern vor allem zu fieberhaften Atemwegsinfektionen, Gelenkentzündungen (Polyarthritiden), Ohrentzündungen (Otitiden) und Gehirnentzündungen (Encephalitiden) führen. Ältere Rinder leiden häufig an Arthritis und Mastitis, einer Entzündung der Milchdrüse und einem geschwächten Immunsystem. Ebenfalls neu ist ein Impfstoff gegen die weltweit verbreitete und hochansteckende Newcastle-Disease (ND) bei Hühnern, Truthühnern und anderen Vogelarten wie z. B. Enten, Gänse und Tauben sowie gegen die Aviäre Influenza, bekannt als Vogelgrippe, bei Hühnern. Die aviären Influenzaviren treten in zunächst harmlosen Varianten auf, die aber spontan hochgefährlich werden und die hochansteckende, auch auf den Menschen übertragbare Geflügelpest auslösen können. Der neue Impfstoff wurde 2023 zugelassen und ist ebenfalls seit 2024 hierzulande im Handel erhältlich.
 

RNA-Impfstoffe: Schnelle Anpassung an neue Erreger 

Globalisierung und Klimaänderungen bringen es mit sich, dass immer wieder neue Seuchen entstehen und alte erneut aufflammen. Das weite Spektrum an Krankheitserregern sowie die Vielzahl der Tierarten macht das Gebiet ausgesprochen komplex. Es liegt auf der Hand, dass die innovative Impfstoffentwicklung eine Domäne der veterinärmedizinischen Forschung ist, um den speziellen Anforderungen zu begegnen. Moderne Konzepte sind zum Beispiel RNA-Impfstoffe, die sich in kurzer Zeit und ausreichender Menge produzieren lassen. Außerdem können sie schnell an neue Erreger und Erregervarianten angepasst werden. Bislang ist allerdings nur ein einziger RNA-Impfstoff zugelassen, und zwar in Frankreich gegen das Influenza-A-Virus H5N1, eine Viruserkrankung bei Vögeln, umgangssprachlich Vogelgrippe genannt. Entwickelt wurde der Impfstoff vom Pharmakonzern Ceva Tiergesundheit an seinem Standort Riemserort bei Greifswald. Seit 2020 haben die Ausbrüche der Vogelgrippe zugenommen. Nach der weiteren Ausbreitung und Übertragungen auf Säugetiere hatte es die Europäische Kommission den Mitgliedsländern überlassen, den Impfstoff einzusetzen. Frankreich erteilte eine Notfallzulassung, um Enten zu impfen. „Es ist der erste RNA-Impfstoff, der in der Tiermedizin angewendet wird“, betont die Fachtierärztin und Pharmakologin von der Universität Leipzig Dr. Emmerich. In Deutschland hat man aufgrund der entspannten Situation keine Notwendigkeit gesehen, den RNA-Impfstoff zuzulassen. 

Eine Smart Watch für Hunde, ein spezieller Wundverschluss für Kamele, Kanülen für Elefanten und Künstliche Intelligenz bei der Auswertung von Labortests: Moderne Technologien haben in die tierärztliche Praxis Einzug gehalten. Auch Tierhalterinnen und Tierhalter können mit digitalen Daten die Gesundheit ihres tierischen Lieblings managen.
 

Wenn die Kuh einen Nagel verschluckt: Veterinärmedizintechnische Produkte

Besonderheiten der verschiedenen Tiere fordern besondere Instrumente. So fressen Rinder schon mal aus Versehen einen Nagel, der sich im Futter versteckt hat. „Im Unterschied zu anderen Tieren spucken Kühe die Fremdkörper nicht wieder aus“, berichtet BPI-Experte Prof. Jens Peters. „Solche verschluckten Metallteile können die Magenwand durchstechen und die Tiere töten.“ Damit das nicht passiert, wird Rindern ein sogenannter Fremdkörpermagnet eingeführt: eine Kapsel, die auf ein Rohr – einen sogenannten Eingeber – aufgesteckt und in den Schlund hineingeschoben wird. „Im Pansen – einer der drei Vormägen bei Wiederkäuern – verbleibt dieser Fremdkörpermagnet dann ein Leben lang, zieht alle Metallteile an, so dass diese dort keinen Schaden anrichten können“, so Tierarzt Peters.

Ein solcher Fremdkörpermagnet gehört zu den veterinärmedizintechnischen Produkten, das sind „Medizinprodukte für Tiere“ und umfassen eine Reihe von Erzeugnissen, die für die medizinische Versorgung von Tieren wichtig sind: so zum Beispiel Kanülen, Nadeln, Schläuche – wobei ein Elefant andere Kanülen benötigt als eine Katze. Oder spezielle Wundverschlusssysteme für Kamele, sehr dehnbar und mit resorbierbaren Klammern. Oder ein speziell gepolstertes Hundebett, das die Gelenke von Hunden entlasten kann und gleichzeitig einen Filter enthält für allergiegeplagte Tiere. Sollte der Hund inkontinent sein, können Flüssigkeiten und Krankheitserreger nicht in die Oberfläche eindringen. Qualität und Sicherheit der veterinärmedizintechnischen Produkte sind im neuen Tierarzneimittelgesetz geregelt, viele müssen zugelassen werden.
 

Automatisierte Diagnostik

Früher haben Tierärztinnen und Tierärzte bei der Analyse des Harns zum Beispiel Harnkristalle und Bakterien noch unter dem Mikroskop manuell in der Art und Menge analysiert ausgezählt oder die Blut- und Harnproben gleich in ein externes Labor gegeben. Heute liefern mit Hilfe von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz (KI) automatisierte Automaten in Minuten präzise Ergebnisse. Dasselbe gilt für Röntgen- und Ultraschallbilder, zum Beispiel bei der Frage, ob der Hund ein vergrößertes Herz hat. Dafür braucht die Ärztin, der Arzt den sogenannten Vertebral Heart Score, den Wirbel-Herz-Wert. Früher hat die Ärztin, der Arzt anhand der Röntgenaufnahme des Brustkorbs mit Stift und Lineal Herz und Wirbelsäule des Tieres ausgemessen, um zu beurteilen, ob das Herz vergrößert ist, heute liefert die KI innerhalb weniger Minuten oder sogar Sekunden die Messdaten. 

KI kann auch hilfreich bei der Gesunderhaltung von Nutztieren sein: Die Digitalisierung der Daten von über 100 Millionen Rindern beispielsweise ermöglicht ein effizientes Stall- und Bestandsmanagement, Krankheiten können früher erkannt, Geburten überwacht werden. Mit tragbaren Sensoren, sogenannten Wearables, können auch Besitzerinnen und Besitzer eines Haustieres die Gesundheit ihrer Katze oder ihres Hundes überwachen. Die Geräte zeichnen zum Beispiel das Schlaf- und Bewegungsverhalten auf, erfassen Herz- und Atemfrequenz. Die Tracker werden beispielsweise am Halsband befestigt. Über eine App können die Daten mit der Tierärztin, dem Tierarzt geteilt und besprochen werden. 

Tieren kann man nicht einfach ein Arzneimittel geben, das für den Menschen gedacht ist. Und jede Tierart braucht extra für sie zugelassene Tierarzneimittel. Für die Entwicklung von neuen Tierarzneimitteln geben pharmazeutische Unternehmen bis zu 150 Millionen Euro aus. „Tierarzneimittel sind keine Arzneimittel zweiter Klasse“, betont Dr. Ilka Emmerich, Vorsitzende des Ausschusses für Arzneimittel- und Futtermittelrecht der Bundestierärztekammer (s. auch Interview). „Die Entwicklungs- und Produktionskosten sind nicht geringer als für Humanarzneimittel.“
 

Wissenschaftlich gute Studien für die Zulassung

Europa hat eines der strengsten Genehmigungssysteme der Welt zur Prüfung und Kontrolle von Tierarzneimitteln – und die Anforderungen sind kontinuierlich gestiegen. Für die Zulassung eines neuen Medikaments für Tiere müssen pharmazeutische Unternehmen ein umfangreiches Dossier mit Daten zu Sicherheit, Qualität und Wirksamkeit des Produkts vorlegen. Dabei muss auch – wie bei Arzneimitteln für Menschen – die richtige Dosierung und eine geeignete Darreichungsform gefunden, Neben- und Wechselwirkungen sowie die Risiken für trächtige und säugende Tiere erfasst werden. „Nutzen und Risiken werden mit guten Studien untersucht“, sagt BPI-Experte Prof. Jens Peters, Tierarzt und Geschäftsfeldleiter Tierarzneimittel beim BPI sowie Geschäftsführer des neu gegründeten Fachbereichs BPIvet. „Das heißt, neben der Tiergruppe, die das neue Medikament bekommt, gibt es auch eine Kontrollgruppe von Tieren, die unbehandelt bleibt oder mit der Standardtherapie behandelt wird.“ So entsprechen die Studien für Tierarzneimitteln den wissenschaftlichen Standards, die auch für die Zulassung von Humanarzneimitteln gelten. 
 

Sicherheit auch für Mensch und Umwelt

Die Besonderheit bei Tierarzneimitteln: Die Substanzen werden nicht nur daraufhin untersucht, ob sie dem Tierwohl dienen, sondern auch, ob sie für Mensch und Umwelt sicher sind. Damit ist auch die Zulassung dem One-Health-Ansatz verpflichtet. So muss zum Beispiel bei lebensmittelliefernden Tieren – also Tiere, deren Fleisch, Milch, Eier oder Honig der Mensch isst – auch der Verbraucherschutz im Blick behalten werden. „In sogenannten Rückstandsstudien ermitteln die Forscherinnen und Forscher, wie viel Zeit zwischen der letzten Behandlung mit einem Medikament und dem Zeitpunkt, zu dem die Erzeugnisse vom Tier in die Nahrungskette gelangen, liegen muss“, erläutert BPI-Experte Prof. Peters. Zudem ist auch der Schutz der Umwelt Teil der Zulassung: So untersuchen die Forschenden zum Beispiel mögliche Auswirkungen der Ausscheidungen behandelter Tiere auf andere Organismen der Umwelt.
 

Ein eigenes Gesetz für Tierarzneimittel

Der 28. Januar 2022 hat große Bedeutung für die Tiermedizin: Seit diesem Tag gibt es erstmals ein separates Gesetz für Tierarzneimittel in Deutschland. Vorher wurden sie zusammen mit den Humanarzneimitteln im deutschen Arzneimittelgesetz abgehandelt. Den Anstoß dafür gab eine neue EU-Verordnung, die erstmals Vorschriften für Tierarzneimittel zusammenstellte, die in allen EU-Ländern gelten. „Damit soll der Europäische Binnenmarkt gestärkt werden, der Verwaltungsaufwand verringert und Tierarzneimittel besser zugänglich gemacht“, sagt Prof. Peters. 
 

Resistenzen vermeiden

Auch der One-Health-Ansatz kommt in den neuen Regelungen zum Ausdruck, was sich insbesondere im Umgang mit antimikrobiellen Arzneimitteln zeigt. Darunter sind nicht nur Antibiotika zu verstehen, also Medikamente gegen Bakterien, sondern auch solche, die gegen krankmachende Viren, Pilze oder Einzeller wirken. „Einige dieser antimikrobiellen Mittel, die für die Behandlung von Menschen relevant sind, sind jetzt für die Anwendung an Tieren eingeschränkt oder gar verboten, um Resistenzen zu verhindern“, erklärt Tierärztin Dr. Emmerich. Resistenzen könnten zur Folge haben, dass diese Arzneimittel bei Menschen mit unter Umständen lebensbedrohlichen Erkrankungen – und dann auch bei Tieren – nicht mehr wirken. Ein Beispiel dafür, dass man Tier- und Menschenwohl zusammendenkt.
 

Tierarzneimittel werden auch nach der Zulassung überwacht

Mit der neuen EU-Verordnung werden die pharmazeutischen Unternehmen verpflichtet, auftauchende unerwünschte Ereignisse an die EMA zu melden. Denn im Praxisalltag können sich Nebenwirkungen zeigen, die sehr selten sind oder nur bei bestimmten Rassen oder Tiergruppen auftreten. Die Überwachung von (Tier-)Arzneimitteln nach der Zulassung nennt sich Pharmakovigilanz – abgeleitet von dem griechischen Wort pharmakon für Heilmittel und dem lateinischen Wort vigilantia, was so viel bedeutet wie Wachsamkeit. Gemeldet werden soll zum Beispiel auch, wenn bei Tieren, die der Lebensmittelgewinnung dienen, die Wartezeit nach einer Behandlung doch nicht ausreicht, bis seine Produkte gegessen werden können, oder sich negative Auswirkungen auf die Umwelt abzeichnen. Seit Inkrafttreten der neuen Gesetzgebung hat sich die Anzahl der Meldungen mehr als verdoppelt – was mehr Sicherheit für Tier, Mensch und Umwelt bedeutet.
 

Zulassungsbehörden

Für die Zulassung von Arzneimitteln für Tiere ist in Deutschland das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zuständig, für Tierimpfstoffe das Paul-Ehrlich-Institut (PEI). Beide Behörden erfassen auch die Meldungen zu unerwünschten Ereignissen nach der Zulassung. Die nationalen Behörden leiten jede Meldung anonymisiert an die Europäische Arzneimittelagentur (EMA), die zentrale Zulassungsbehörde für Human- und Tierarzneimittel, weiter. 

Mehr Informationen: www.vet-uaw.de 

Antibiotikaresistenzen bedrohen die Umwelt und die Gesundheit. Um den Verbrauch der Antibiotika zu reduzieren, werden in Deutschland seit 2011 die Abgabemengen für antimikrobielle Wirkstoffe erfasst bzw. jährlich an das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) von Unternehmen und Großhändlern gemeldet. Mit großem Erfolg: Seit Einführung des Monitorings haben sich die Abgabemengen der antibakteriell wirksamen Tierarzneimittel um mehr als 68 Prozent reduziert.

Manche sprechen von der „stillen Pandemie“: Der großzügige Umgang mit Antibiotika – insbesondere in der Massentierhaltung – führe dazu, dass Krankheitskeime immun gegen Antibiotika werden, die deshalb nicht mehr wirken. Das Problem dabei: Bakterien vermehren sich nicht nur rasant, also auch die resistenten Bakterien, sie übertragen die Resistenz auch per Gentransfer auf andere Keime. Das ist sogar zwischen verschiedenen Bakterienarten möglich. Kommt es dann zu einer Behandlung mit Antibiotika, werden zwar alle nicht-immunen Bakterien getötet, die resistenten allerdings überleben und vermehren sich umso besser, weil die Konkurrenz ausgelöscht wurde. Ein verhängnisvoller Kreislauf. Denn das bedeutet, dass mit jeder Antibiotika-Gabe resistente Bakterien geradezu gefördert werden. „Gerade in Ställen, in denen Tiere eng beieinanderstehen, ist sowohl die Gefahr einer Infektion als auch die Übertragung der Resistenzbildung groß“, sagt Tierärztin Dr. Graf-Schiller, Vorstandsvorsitzende der Fachabteilung Tierarzneimittel (BPIvet) und Geschäftsführerin der SaluVet GmbH.
 

Abgabemengen von Antibiotika gesunken

Eine Gefahr für die moderne Medizin und Umwelt: Weltweit zählen antimikrobielle Resistenzen (AMR) zu den häufigsten Todesursachen. Allein im Jahr 2019 starben 1,27 Millionen Menschen an resistenten Bakterien. Um den Verbrauch der Antibiotika zu reduzieren und damit im Sinne von One-Health Mensch, Tier und Umwelt zu schonen, werden in Deutschland seit 2011 die Abgabemengen für antimikrobielle Wirkstoffe an Tierärztinnen und Tierärzte von den pharmazeutischen Unternehmen und Großhändlern erfasst bzw. von ihnen jährlich an das „Tierarzneimittelabgabemengenregister (TAR)“ des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) gemeldet. 

Rechtliche Grundlage ist die EU-Verordnung 2019/6, deren wesentlichen nationalen Vorschriften in das 2022 eingeführte Tierarzneimittelgesetz (TAMG) überführt worden sind. Und tatsächlich hat das Monitoring dazu beigetragen, dass antibakteriell wirksame Tierarzneimittel „sparsamer“ verabreicht wurden. Die Abgabemenge reduzierte sich um 68,4 Prozent. Auch die Abgabe von den von der WHO als „highest priority critically important antimicrobials” eingestuften, umgangssprachlich „Reserveantibiotika” genannt, konnte – wenn auch bislang geringfügig – von 2020 bis 2022 minimiert werden. Die sogenannten Reserveantibiotika sind solche, die höchste Priorität für den Einsatz in der Humanmedizin haben. Reserveantibiotika sind spezielle Antibiotika, die nur bei Infektionen mit Bakterien eingesetzt werden, die gegen die gängigen Antibiotika resistent sind oder bei schweren Infektionen, wenn mit resistenten Erregern zu rechnen ist.
 

Monitoring von Antibiotika-Mengen wirkt

Woran es liegt, dass die Abgabemengen von Antibiotika derart gesunken sind? „Wenn ein Betrieb ein- bis zweimal durch eine hohe Abnahme von Antibiotika aufgefallen ist, kann er zum Beispiel seine tierischen Produkte nicht mehr ohne weiteres absetzen. Er muss zuerst gemeinsam mit seinem bestandsbetreuenden Tierarzt einen Maßnahmenplan erstellen“, erklärt Dr. Graf-Schiller. Eine weitere Maßnahme ist, Tiere mit schweren, rezidivierenden oder weit fortgeschrittenen Erkrankungen, z. B. schwere Lahmheiten, Euterentzündungen oder andere fieberhafte Erkrankungen, gar nicht erst mit Antibiotika zu behandeln, sondern einzuschläfern oder zu schlachten. Es werden außerdem andere Wirkstoffe eingesetzt als Antibiotika oder wenn kein Weg daran vorbeigeht, dann nur die Arzneimittel, die in niedrigen Dosierungen verabreicht werden können. „Auch der Trend weg von tierischen Lebensmitteln hat dazu geführt, dass die Haltung von Nutztieren zurückgegangen ist“, schildert Dr. Graf-Schiller. 
 

Tierärztliche Maßnahmen bei auffälligen Betrieben

Ein wesentlicher gesetzlicher Eckpfeiler zur Reduzierung des Antibiotika-Einsatzes ist, dass die Bundesregierung 2014 mit der 16. Novellierung des Arzneimittelgesetzes ein Antibiotikaminimierungskonzept in der Nutztierhaltung gesetzlich verankert hat. Mithilfe eines sogenannten Benchmarkingsystems werden Betriebe mit bestimmten Nutztierarten – Masthühner, Mastputen, Mastschweine, Mastferkel, Mastrinder und Mastkälber – ab einer bestimmten Betriebsgröße miteinander verglichen. Wird eine bestimmte statistische Kennzahl überschritten, können u. a. behördlich überwachte Maßnahmen erforderlich werden, um den Antibiotikaeinsatz herunterzuschrauben. Die Betriebe sind angehalten, eine Tierärztin oder einen Tierarzt zu konsultieren, eine Ursachenanalyse und einen Maßnahmenplan vornehmen zu lassen, damit weniger antibiotisch wirksame Arzneimittel eingesetzt werden. 
 

Anforderungen an eine gesunde Nutztierhaltung

„Der Maßnahmenplan fängt immer mit der Prophylaxe an“, erklärt Dr. Graf-Schiller. „Das ist bei Nutztieren essentiell.“ Eine artgerechte vielseitige und – wenn möglich – pflanzenbetonte Ernährung, eine gute Lüftung der Ställe, ausreichend Bewegung für die Tiere und ein gutes Management sind die grundlegenden Anforderungen an die Nutztierhaltung, um gesunde Tiere zu halten. Die Förderung eines ausgewogenen Darmmikrobioms für eine starke Abwehr von Krankheitskeimen, metaphylaktische Anwendung – das heißt Anwendung auf den ganzen Tierbestand –, Ergänzungsfuttermittel mit pflanzlichen Wirkstoffen wie z. B. ätherischen Ölen oder Bitterstoffen, sowie regelmäßige Impfungen gehören ebenfalls dazu. Ist eine Infektionskrankheit festgestellt, dann soll das erkrankte Tier oder die Tiere aus der Herde isoliert und ggf. mit einem Antibiotikum behandelt werden. 
 

Strenge EU-Verordnung

Nach der neuen EU-Tierarzneimittel-Verordnung, die seit 28. Januar 2022 in allen Mitgliedstaaten anzuwenden ist, darf ein Antibiotikum u. a. metaphylaktisch in Tiergruppen nur dann gegeben werden, wenn eine Infektionskrankheit mit einem hohen Ausbreitungsrisiko verbunden ist und Alternativen fehlen. Prophylaktisch, das heißt vorbeugend, dürfen Antibiotika gar nicht mehr gegeben werden. Antibiotika, die der Humanmedizin vorbehalten sind, sind für Tiere verboten. 
 

Sinnvolle und wirksame Alternativen

Was scheint einfacher als die Entwicklung und Herstellung neuer Antibiotika? „Es ist sehr langwierig, aufwändig und kostenintensiv für pharmazeutische Unternehmen, neue antibiotisch wirksame Arzneimittel zu entwickeln“, sagt Dr. Graf-Schiller. „Und wenn das erfolgt, dann wird es als Reserveantibiotikum für Menschen zugelassen, für Tiere aller Voraussicht nach jedoch nicht.“ Eine weitere Hürde sind Zulassungen für Alternativen. So ist Eucacomp beispielsweise – eine Suspension zur vaginalen und intrauterinen Anwendung für Tiere, bestehend aus den Wirkstoffen Eucalyptusöl, Calendula officinalis, Origanum majorana und Melissa officinalis – bei einer Gebärmutterschleimhautentzündung eine geeignete pflanzliche Alternative zum Antibiotikum. „Leider bietet die aktuelle Gesetzgebung kein für Phytotherapeutika passendes Zulassungsverfahren mehr, so dass es derzeit nicht möglich ist neue pflanzliche Alternativen als Veterinärphytotherapeutika zu entwickeln“, sagt Dr. Graf-Schiller, „deswegen kann niemand pflanzliche Alternativen entwickeln.“ 

Weiteres Beispiel für eine wirksame Alternative zu einem Antibiotikum ist Pyrogenium compositum inject, ein homöopathisches Arzneimittel für Kühe, Rinder und Kälber bei entzündlichen und fieberhaften Krankheiten. „Es wird häufig bei chronischen Euterentzündungen und der Rindergrippe eingesetzt und hat sich auch in Studien als sinnvolle und wirksame Alternative erwiesen“, betont die BPIvet-Vorsitzende. „Sinnvolle und wirksame Alternativen sind deshalb so wichtig, will wir auch in Zukunft unbedingt noch wirksame Antibiotika zur Behandlung schwer kranker Tiere - auch Nutztiere - brauchen.“
 

Das sollten Hunde und Katzenbesitzer beachten

Besitzerinnen und Besitzer von Klein- und Heimtieren sollten verantwortungsvoll bei der Behandlung mit Antibiotika ihrer vierbeinigen Lieben umgehen. Dazu gehört, stets eine Tierarztpraxis aufzusuchen, um eine gesicherte Diagnose stellen zu lassen. Es ist von großer Bedeutung, sich an die tierärztliche Anordnung zu halten und das antibiotisch wirksame Arzneimittel für die empfohlene Dauer und in  vorgeschriebener Dosierung zu verabreichen. Aufgrund der Gefahr der Resistenz-Weitergabe von überlebenden Keimen darf die Antibiotika-Gabe keinesfalls vorher abgebrochen werden. Wichtig zu wissen: Halter dürfen auf keinen Fall ihren Tieren Antibiotika aus ihren eigenen Beständen verabreichen. Denn: Nicht alles, was für den Menschen verträglich ist, ist es auch für Hund und Katze. 

Weltweit gilt es, den Einsatz von Antibiotika in der Tiermedizin zu verringern, um Antibiotikaresistenzen in den Griff zu bekommen. Wie man Infektionskrankheiten vorbeugen sowie sanftere Tierarzneimittel einsetzen kann, erklärt Tierärztin Dr. Sandra Graf-Schiller, Vorstandsvorsitzende der Fachabteilung Tierarzneimittel (BPIvet) und Geschäftsführerin der SaluVet GmbH.
 

Einer der wesentlichen Aspekte des One-Health-Konzeptes ist es, den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren und damit Resistenzbildungen bei Mensch und Tier zu vermeiden. Wie kann man vorbeugend das Immunsystem von Tieren stärken?

Neben Impfungen spielt der Darm eine wichtige Rolle bei der körpereigenen Immunabwehr. Er ist das größte immunologische Organ bei Menschen und Tieren. Und zwar schützen im Darm Milliarden von Bakterien, Viren und anderen Mikroorganismen den Organismus vor krankmachenden Erregern. Diese sogenannten „guten“ Mikroben kann man bei vielen Tieren – nicht bei allen – über eine vielfältige und pflanzenbetonte Ernährung sowie die Gabe vom Prä- und Probiotika positiv beeinflussen. Kurz zur Erklärung: Präbiotika sind nicht verdaubare Lebensmittelbestandteile, etwa Ballaststoffe wie Inulin und Oligofruktose. Probiotika dagegen sind Zubereitungen, die lebensfähige Mikroorganismen enthalten wie z. B. Milchsäurebakterien und Hefen. Ist das Immunsystem gestärkt, können Antibiotika vermieden, weniger eingesetzt und/oder auf Alternativen für die Behandlung erkrankter Tiere zurückgegriffen werden.
 

Können sanftere Tierarzneimittel dazu beitragen, dass weniger Antibiotika eingesetzt werden?

Auf jeden Fall. Aus meiner Sicht können z. B. pflanzliche, homöopathische und anthroposophische Tierarzneimittel einen großen Beitrag leisten, dass wir weniger synthetische Antibiotika einsetzen müssen. Wichtig ist dabei, jeden Fall individuell zu betrachten und für jeden Patienten eine fundierte Entscheidung zu treffen. Oftmals reichen sanftere Tierarzneimittel aus, insbesondere wenn eine Erkrankung frühzeitig erkannt wird. Ein Antibiotikum sollte dann eingesetzt werden, wenn es wirklich benötigt wird. Die große Herausforderung der Zukunft wird meiner Ansicht nach sein, so lange wie möglich wirksame Antibiotika zur Verfügung zu haben. Wenn wir hochwirksame Arzneimittel wie Antibiotika zu unreflektiert einsetzen, steuern wir in großer Geschwindigkeit auf ein postantibiotisches Zeitalter zu.
 

Auf der Grundlage des 2022 eingeführten Tierarzneimittelgesetzes (TAMG) gilt in Deutschland ein eigenständiges Tierarzneimittelrecht. Wie wirkt es sich auf die Hersteller aus?

Durch die europäische Tierarzneimittelverordnung (Verordnung (EU) 2019/6), die in Form des TAMGs in nationales Recht gegossen wurde, kommt es nach vielen Jahren einheitlicher Gesetzgebung und Vorgaben für Human- und Tierarzneimittel jetzt zur Trennung der Regelwerke für Human- und Veterinärarzneimittel. Dies bedeutet einen erheblichen Mehraufwand für Hersteller, die beides produzieren. Beispielsweise ist aktuell der Entwurf zweier EU-Verordnungen über GMP, der separate Regelungen für die Tierarzneimittelherstellung vorsieht, in Erstellung. GMP ist eine Abkürzung für „Good Manufacturing Practice“, heißt übersetzt „Gute Herstellungspraxis“ und stellt gleichbleibende Qualitätsstandards bei der Produktion und Prüfung von Tierarzneimitteln, Arzneimitteln oder Wirkstoffen sicher. 

Dazu kommt für die Hersteller ein immenser bürokratischer Mehraufwand durch die vorgegebene Anpassung aller bestehenden Tierarzneimittel an die Vorgaben der neuen Regelwerke und die Fütterung und Pflege der neuen Datenbanken, die immer noch nicht fehlerfrei funktionieren. Anstelle des übergeordneten Ziels der Verordnung (EU) 2019/6, dem Abbau der Bürokratie, kämpfen die Hersteller also mit einem erheblichen Mehr an Bürokratie.

… fast jeder zweite Haushalt in Deutschland ein Haustier besitzt? Im Jahr 2023 lebten über 34 Millionen Haustiere in deutschen Haushalten – Deutschland ist damit Spitzenreiter in Europa. (Quellen: BPI, Industrieverband Heimtierbedarf IVH e.V.)
 

… die Katze mit 15,7 Millionen Tieren das beliebteste Haustier ist?
(Quelle: Pharma-Daten 2024 vom BPI, basierend auf Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe ZZF e.V. und Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e.V.)
 

… dass bestimmte Floh- und Zeckenmittel von Hunden gut vertragen, aber für Katzen tödlich sein können? Katzen fehlt ein spezifisches Enzym, um den Wirkstoff Permethrin im Körper abbauen zu können. Deshalb immer die Gebrauchsinformation von Arzneimitteln prüfen, am besten mit der tierärztlichen Praxis Rücksprache halten.
(Quelle: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit)
 

… auch nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel für Menschen nur mit einer tierärztlichen Verordnung Ihrem tierischen Liebling verabreicht werden dürfen? Ausnahme: homöopathische Medikamente. 
(Quelle: Deutsche Apotheker Zeitung, daz-online.de)

… gängige Schmerzmittel, die für Menschen zugelassen sind, bei Tieren zu schwerwiegenden Vergiftungen führen können? Wirkstoffe wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure, Diclofenac oder Paracetamol können schon in kleinen Mengen zu massiven Blutungen im Magen-Darm-Trakt führen, Nieren oder Leber schädigen. (Quelle: Tierklinik St. Pölten)

… nicht nur Tierärztinnen und Tierärzte, sondern auch Tierhalterinnen und -halter unerwünschte Ereignisse nach der Gabe eines Tierarzneimittels melden können? Nämlich hier: www.vet-uaw.de 

Quellen:

• Interview mit Dr. Sandra Graf-Schiller, Vorsitzende der neuen Fachabteilung Tierarzneimittel „BPIvet“ im Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI) 
 

• Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ):
https://www.bmz.de/de/themen/one-health#:~:text=Der%20One%2DHealth%2DAnsatz%20basiert,zwischen%20Humanmedizin%2C%20Veterinärmedizin%20und%20Umweltwissenschaften.
 

• Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL):

https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/tiergesundheit/tierseuchen/mks.html
https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/nachhaltiger-konsum/one-health.html
https://www.bmel.de/SharedDocs/FAQs/DE/faq-maul-klauenseuche/FAQ-maul-klauenseuche_List.html
 

• Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): 

https://mobil.bfr.bund.de/cm/343/europaeisches-one-health-programm-erfolgreiche-bilanz-nach-fuenf-jahren-gemeinsamer-forschung.pdf
https://mobil.bfr.bund.de/cm/343/das_one_health_european_joint_programme_und_sein_nutzen_fuer_stakeholder.pdf
 

• Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung (HZI):
https://www.helmholtz-hzi.de/forschung/forschungsgruppen/detailseite/oekologie-und-entstehung-von-zoonosen/
 

• Bundesministerium Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz:
https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Uebertragbare-Krankheiten/Infektionskrankheiten-A-Z/Vogelgrippe-(Aviaere-Influenza).html#:~:text=Vorkommen,der%20betroffenen%20Wildvögel%2D%20und%20Säugetierarten.
 

• Umweltbundesamt:
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/4031/publikationen/umid-02-20-one_health.pdf 

 

• Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI):
https://www.bpi.de/suche/news/bpivet-die-neue-tierarzneimittel-fachabteilung-im-bpi
https://bpivet.bpi.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=80756&token=e76434df755676cd9a911abb669d1145d7326e03

 

• Interview mit Prof. Dr. Jens Peters, Geschäftsführer der Fachabteilung Tierarzneimittel (BPIvet) im Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI)
 

• Bundestierärztekammer e.V.: 
https://www.bundestieraerztekammer.de/tieraerzte/berufsbild/taetigkeiten/
 

• Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL):
https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/tierarzneimittel/versandhandel-tierarzneimittel-amg.html

 

Pharma-Daten 2024, herausgegeben vom BPI (S. 99 ff.).
https://www.bpi.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=81021&token=c94916c479598c5343e03f0f9ab7cebb46f9d64a
 

Haustierstudie 2024/2025 der takefive-media GmbH in Kooperation mit dem HorseFuturePanel, mit Unterstützung verschiedener weiterer Firmen.
https://www.horsefuturepanel.de/haustierstudie-2024/
 

Heimtierstudie der Universität Göttingen, Bericht zum deutschen Heimtiermarkt 2022 des IVV (Industrieverband Heimtierbedarf) 
https://www.rtl.de/tools/tierversicherung/heimtierstudie-deutschland/#
 

https://www.bpi.de/alle-themen/tierarzneimittel

 

• Interview mit Dr. Ilka Emmerich, Vorsitzende des Ausschusses für Arzneimittel- und Futtermittelrecht der Bundestierärztekammer, Fachtierärztin für Pharmakologie und Toxikologie, Universität Leipzig, Veterinärmedizinischer Informationsdienst für Arzneimittelanwendung, Toxikologie und Arzneimittelrecht VETIDATA
 

• Interview mit Prof. Jens Peters, Geschäftsfeldleiter Tierarzneimittel beim BPI und Geschäftsführer von BPIvet
 

• Elisabeth Baszler, Michael Willmann: Spezifische Immuntherapie gegen Krebs – Perspektiven der Zukunft. Österreichischer Tierärzteverlag, Wien 2018. 
 

• Ilka Emmerich: Neue Arzneimittel für Kleintiere 2023. In: Tierärztliches Praxis Ausgabe K Kleintiere Heimtiere, 52 (02), 2024. 110-118.
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-2291-7019
 

• Ilka Emmerich: Neue Arzneimittel für Pferde und landwirtschaftliche Nutztiere 2023. In: Tierärztliches Praxis Ausgabe G Großtiere Nutztiere, 52 (02), 2024. 96-100.
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-2291-7062
 

• Ilka Emmerich: Neue Arzneimittel für Kleintiere 2022. In: Tierärztliches Praxis Ausgabe K Kleintiere Heimtiere, 51 (02), 2023. 116-122.
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-2063-3247
 

• Ilka Emmerich: Neue Arzneimittel für Großtiere 2022. In: Tierärztliches Praxis Ausgabe G Großtiere Nutztiere, 51 (02), 2023. 93-96.
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-2062-7397
 

• Herwig Grimm, Christian Dürnberger: Genome Editing und Gentherapie in der Veterinärmedizin. Ein ethisches Gutachten. Herausgegeben von der Eidgenössischen Ethikkommission für die Biotechnologie im Außerhumanbereich EKAH und Ariane Willemsen, Bern 2021.
https://www.ekah.admin.ch/inhalte/ekah-dateien/dokumentation/publikationen/Buchreihe_Beitraege_zu_Ethik_und_Biotechnologie/Buch_14_Inhalt_Genome_Editing_und_Gentherapie_in_der_Veterinaermedizin.pdf
 

• Christian Schiffmann: Ropinirol: neuer Wirkstoff zur Emesis. 6.11.2023: 
https://www.vetline.de/ropinirol-neuer-wirkstoff-zur-emesis
 

• Tanja Winter: Monoklonale Antikörper – Therapie der Zukunft? Österreichischer Tierärzteverlag, Wien 2021.
https://www.tieraerzteverlag.at/vetjournal/monoklonale-antikoerper
 

• Artikel auf dem Portal „Transparenz Gentechnik“ vom Forum Bio- und Gentechnologie e.V. – Verein zur Förderung der gesellschaftlichen Diskussionskultur e.V.
https://www.transgen.de/tiere/670.gentechnik-tieren-stand.html
 

Interview mit Dr. Sandra Graf-Schiller, Vorsitzende der neuen Fachabteilung Tierarzneimittel „BPIvet“im Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI)
https://ggtm.de 

 

Öffentlicher Zugang zur EU-Datenbank UPD:
https://medicines.health.europa.eu/veterinary/de
 

• Interview mit Prof. Dr. Jens Peters, Geschäftsführer der Fachabteilung Tierarzneimittel (BPIvet) im Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI)
 

• Interview mit Dr. Ilka Emmerich, Fachtierärztin für Pharmakologie und Toxikologie, Veterinärmedizinischer Informationsdienst für Arzneimittelanwendung, Toxikologie und Arzneimittelrecht (VETIDATA) an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig 
 

• Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Rinderpestvirus
 

• Bundesverband für Tiergesundheit e.V. (BfT):
https://www.bft-online.de/themen/krankheiten-vorbeugen/bedeutung-von-impfstoffen/haeufig-gestellte-fragen/impfempfehlung-kleintier
https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/tierimpfung-schuetzt-die-gesundheit-von-mensch-und-tier
https://www.bft-online.de/pressemitteilungen/innovation-und-technologischen-fortschritt-fuer-die-tiergesundheit-sichern-und-umsetzen 
 

• Paul-Ehrlich Institut:
https://www.pei.de/DE/arzneimittel/tierarzneimittel/tierarzneimittel-node.html 
https://www.pei.de/DE/arzneimittel/tierarzneimittel/rinder/rinder-node.html?cms_gtp=173802_list%253D3
https://www.pei.de/DE/arzneimittel/tierarzneimittel/gefluegel/gefluegel-node.html?cms_gtp=173792_list%253D3 
 

• Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH:
https://www.vetmedica.de/mutterschutzimpfung
https://www.vetmedica.de/pm-fencovis-einzigartig-20250310.pdfx

 

• Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL):
https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/tiergesundheit/tierseuchen/blauzungenkrankheit.html 
 

• Zoetis Deutschland GmbH:
https://www2.zoetis.de/fur-tiere/rinder/mycoplasma-bovis
 

• Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) – Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit:
https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/aviaere-influenza-ai-gefluegelpest/
 

• NDR:
https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Franzoesisches-Unternehmen-entwickelt-Impfstoff-gegen-Vogelgrippe-in-MV,vogelgrippe778.html 
 

• Interview mit Prof. Jens Peters, Geschäftsfeldleiter Tierarzneimittel beim BPI und Geschäftsführer von BPIvet
 

• Steve Manyak: Wie Innovationen bei veterinärmedizinischer Technologie Zeit und Arbeit einsparen. In: The Vetiverse, 4. Januar 2024
https://www.thevetiverse.com/de/neueste/wie-innovationen-bei-veterinarmedizinischer-technologie-zeit-und-arbeit-einsparen/
 

• Nathalie Marks: Wie Innovationen in der Veterinärmedizin die medizinische Versorgung verbessern. In: The Vetiverse, 5. Februar 2024
https://www.thevetiverse.com/de/neueste/wie-innovationen-in-der-veterinarmedizin-die-medizinische-versorgung-verbessern-verbessern/#:~:text=Mit%20neuen%20Technologien%20wie%20automatisierten,oft%20noch%20am%20selben%20Tag.
 

• https://www.bft-online.de/themen/innovation
 

• https://www.vetz.de/digitalisierung-und-tiermedizin-zeit-zu-handeln/
 

• https://www.tapmed-vet.de/produkte/wundversorgung/
 

• https://www.tapmed-vet.de/produkte/lagerung/

 

• Interview mit Dr. Ilka Emmerich, Vorsitzende des Ausschusses für Arzneimittel- und Futtermittelrecht der Bundestierärztekammer, Fachtierärztin für Pharmakologie und Toxikologie, Universität Leipzig, Veterinärmedizinischer Informationsdienst für Arzneimittelanwendung, Toxikologie und Arzneimittelrecht VETIDATA
 

• Interview mit Prof. Jens Peters, Geschäftsfeldleiter Tierarzneimittel beim BPI und Geschäftsführer von BPIvet
 

• Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL): Die Ziele der EU-Tierarzneimittel-Verordnung:
https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/05_Tierarzneimittel/06_EU_TAM_VO/01_Ziele/Ziele_node.html;jsessionid=D6069AB11E7DE906BCE62D625D13301F.internet941
 

• Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Paul-Ehrlich-Institut (Hg.): „Meldung von unerwünschten Ereignissen (UE) nach der Anwendung von Tierarzneimitteln“, 2023.
https://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Flyer/nach_Themen/20_Flyer_Pharmakovigilanz_Tier.pdf?__blob=publicationFile&v=9
 

• „Zulassungsverfahren für Tierarzneimittel in Europa“. Broschüre des Bundesverbands für Tiergesundheit e.V. und von animalhealth europe, 2021.
https://www.bft-online.de/fileadmin/bft/publikationen/BfT_Broschuere_Zulassungsverfahren_fuer_Tierarzneimittel_in_Europa.pdf
 

• Grafik des FVE (Federation of Veterinarians of Europe): Europäisches Tierarzneimittelrecht: Was ist neu? 
https://www.tieraerzteverband.de/bpt/aktuelles/meldungen/Dokumente/Europaeisches-Tierarzneimittelrecht-Neues.pdf
 

• „Innovationen in der Kleintiermedizin“. In: Tiergesundheit im Blickpunkt 84, Juni 2017. 
https://www.bft-online.de/fileadmin/bft/bft-special/2017-71/BP_84.pdf
 

• „Mit Innovativen Konzepten in die Zukunft“. In: Tiergesundheit im Blickpunkt 100, Oktober 2022.
https://www.bft-online.de/fileadmin/bft/publikationen/Blickpunkt/Blickpunkt_100/Blickpunkt_100.pdf

 

• Interview mit Dr. Sandra Graf-Schiller, Vorsitzende der neuen Fachabteilung Tierarzneimittel „BPIvet“
 

• Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL):
https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/tierarzneimittel/lagebild-antibiotikaeinsatz-bei-tieren-2024.html  
https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/tierarzneimittel/konzept-antibiotikaminimierung.html
 

• Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL):
https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/05_Tierarzneimittel/06_EU_TAM_VO/01_Ziele/Ziele_node.html;jsessionid=747A8BE8D707DA4A2DFE3834FBD29C72.internet981
 

• Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt:
https://albert-schweitzer-stiftung.de/themen/gesund/antibiotikaresistente-keime-massentierhaltung
 

• Arbeitsgruppe Antibiotikaresistenz des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR):
https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Tiere/Tiergesundheit/Tierarzneimittel/lagebild-antibiotikaeinsatz-bei-tieren-2024.pdf?__blob=publicationFile&v=3
 

• Gesellschaft für Ganzheitliche Tiermedizin e.V. (GGTM):
https://ggtm.de/presse/tieraerzteverband-ggtm-fordert-verbot-von-reserveantibiotika-fuer-masttiere-veterinary-association-ggtm-demands-ban-on-reserve-antibiotics-for-fattening-animals/
 

• Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (PBI):
https://www.youtube.com/watch?v=3d1cw9Vg6bg
 

• Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) https://www.dzif.de/de/glossar/reserveantibiotikum